
Veranstaltungen aktuell
1. Region ganzheitlich denken: der Einfluss von Geofaktoren auf die Gestaltung von Kulturlandschaften im Kontext interdisziplinärer Forschung
Internationale, interdisziplinäre wissenschaftliche Tagung vom 2. bis 4. April 2025 in Kiel
Organisation: PD Dr. Lina Schröder (Salzburg) und Dr. Evelien Timpener (Gießen)
Kooperationspartner: Abteilung für Regionalgeschichte mit Schwerpunkt Schleswig-Holstein an der Universität Kiel (Prof. Dr. Oliver Auge), AG Landesgeschichte im ‚Verband der Historikerinnen und Historiker Deutschlands‘, ‚Arbeitskreis für historische Kulturlandschaftsforschung in Mitteleuropa e.V.‘ (ARKUM)
gefördert durch: Brunswiker-Stiftung, Abteilung für Regionalgeschichte mit Schwerpunkt Schleswig-Holstein an der Universität Kiel (Prof. Dr. Oliver Auge), Alumni und Freunde der CAU e.V.
Anmeldung: bis zum 23.03.2025 bei lina.schroeder@uni-wuerzburg.de
Programm:
siehe auch: Arbeitskreis für historische Kulturlandschaftsforschung in Mitteleuropa e.V. (ARKUM); AG Landesgeschichte – VHD
Mi., 02.04.2025
15:00–15:20 Uhr: Begrüßung
15:20–16:05 Uhr (Keynote): Simone Müller (Augsburg)/Iris Nießen (Leipzig)/Angela Hof (Salzburg), Leerstellen besetzen. Fachdisziplinen im Gespräch
Moderation: Evelien Timpener (Gießen)
16:05–16:35 Uhr: Diskussion
16:35–16:50: Kaffeepause
Sektion A: Zwischen Ressourcenabbau und Kultivierung (16.–20. Jh.)
Moderation: Matthias Hardt (Leipzig)
16:50–17:10 Uhr: Karin Pattis (Brixen), Holzwirtschaft in den Dolomiten im 16. Jahrhundert. Ökonomische, ökologische und soziale Aspekte
17:10–17:30 Uhr: Vivien Specht (Kiel), Öde Gegenden – das Besiedlungs- und Kultivierungsprojekt auf den Heide- und Moorböden der jütischen Halbinsel im 18. Jahrhundert
17:30–17:50 Uhr: Jan Ocker (Kiel), Die ‚innere Kolonisation‘ als Landschaftsgroßprojekt. Hintergründe, Maßnahmen und Auswirkungen der agrarischen Kultivierung im Königreich Preußen zwischen 1890 und Erstem Weltkrieg
17:50–18:00 Uhr: Martin Knoll (Salzburg), Kommentar
Do., 03.04.2025
Sektion B: Fluss und Gewerbe
Moderation: Lina Schröder (Würzburg/Salzburg)
09:00–09:20 Uhr: Marcel Schön (Tübingen), Fischerei als Element der Fluvialen Anthroposphäre im Echaztal bei Reutlingen
09:20–09:40 Uhr: Ute Engelen/Heidrun Ochs (Mainz), Mühlen im ländlichen Raum
09:40–09:50 Uhr: Iris Nießen (Leipzig), Kommentar
09:50–10:20 Uhr: Diskussion
10:20–10:50 Uhr: Kaffeepause
Sektion C: Unterschiedliche Siedlungszentren (Administration) im Kontext fluvialer Faktoren
Moderation: Matthias Hardt (Leipzig)
10:50–11:10 Uhr: Sophie Lindemann (Leipzig), Mittelalterliche Wasserstadt Leipzig. Rekonstruktion einer mittelalterlichen Wasserstadt mit Hilfe von Archivquellen, Altkarten, Toponymen und archäologischen Funden
11:10–11:30 Uhr: Nicolai Hillmus (Darmstadt), Von Bauern, Bürgern und Benediktinern. Zusammenarbeit und Konflikt in der Gewässernutzung im Umfeld des Lorscher Sees und Klosters
11:30–11:40 Uhr: Simone Müller (Augsburg), Kommentar
11:40–12:10 Uhr: Diskussion
ab 12:30 Uhr: Exkursion
Fr., 04.04.2025
Sektion D: Denken über Region und Grenzen im 19. Jahrhundert
Moderation: Evelien Timpener (Gießen)
09:00–09:20 Uhr: Christian Schumacher (Mainz), Alexander von Humboldt oder: wie eine Region überhaupt ganzheitlich gedacht werden kann
09:20–09:40 Uhr: Henrik Schwanitz (Dresden), Von der Natur gerahmt. Die Idee der ‚Natürlichen Grenzen‘ und der Einfluss von Geofaktoren für die Bildung regionaler Identität um 1800
09:40–09:50 Uhr: Angela Hof (Salzburg), Kommentar
09:50–10:20 Uhr: Diskussion
Schlussbetrachtung
Moderation: Lina Schröder (Würzburg/Salzburg)
10:30–11:00 Uhr: Martin Knoll (Salzburg), Region, Geofaktoren, Kulturlandschaft – Schlussbetrachtung
11:00–11:30 Uhr: Schlussdiskussion und Verabschiedung
ab 11:30: Möglichkeit zu Kaffeepause und Imbiss (auch zum Mitnehmen)
CfP
Auch wenn das Interesse für umwelt- und raumgeschichtliche Themen momentan durchweg groß ist, so schwierig fällt es dennoch vielen Forschenden, die verschiedenen ineinandergreifenden Themen- und Forschungsgebiete zu überblicken und sich ganz auf die interdisziplinäre Arbeit einzulassen. Erste Angebote, etwa das interdisziplinäre digitale Kolloquium ‚ARKUM – Fachdisziplinen im Gespräch!‘ (seit WS 2023/24), aktuelle Forschungsgruppen wie das SPP 2361 (‚Auf dem Weg zur Fluvialen Anthroposphäre‘) und Tagungen wie die stadthistorische Umwelttagung ‚Der Stoffwechsel der vormodernen Stadt‘ (Münster, März 2023) oder die landesgeschichtliche Tagung ‚Umwelten verflochten‘ (Erlangen, Sept. 2024), greifen diese Problematik bereits auf und versuchen die verschiedenen Disziplinen miteinander zu vernetzen. Ziel dieser Tagung ist es nun, einerseits die begonnene interdisziplinäre Vernetzung zwischen u.a. der Geschichtswissenschaft, Archäologie, Geographie und Soziologie durch eine weitere Begegnung fortzusetzen; andererseits aus fachlicher Perspektive interdisziplinäre Konzeptionen von Regionalität und raumbezogener Materialität im Kontext älterer und neuerer Forschungsparadigmen von verschiedenen Disziplinen und Epochen aus zu diskutieren. Dabei sollen ebenso die aktuellen gesellschaftlichen Debatten zum Klimawandel integriert werden, da sie auch in den Geschichtswissenschaften zu einem vermehrten Interesse an Themen geführt haben, die Geofaktoren und deren Einfluss auf Kulturlandschaften in der Vergangenheit adressieren.
Unter den ‚Geofaktoren‘ werden hier z.B. die Bodenbeschaffenheit, das Regionalklima, Flora und Fauna bzw. die Existenz spezifischer Formationen wie Flüsse, Seen, Meere, Wälder, Gebirge, Wüste etc. sowie ihr Zusammenwirken verstanden. Gleichzeitig prägten formierende und ständig verändernde politische Entitäten auch Teile der Landschaft – einen Vorgang, den wir unter dem Begriff ‚raumpolitische Prozesse‘ näher fassen: Gemeint sind die raumbildenden politischen Gegebenheiten (Territorial- und Herrschaftsgrenzen, Bistumsgrenzen etc.) eines spezifischen Raumes und seine Vermessung und Verzeichnung durch den Menschen. Geofaktoren und raumpolitische Prozesse sind wiederum Bestandteil einer von Siedlungen geprägten ‚Kulturlandschaft‘, die ferner ökonomische und kulturelle Aspekte – vor allem auch im Sinn einer ‚Bottom up‘-Perspektive – durch die in einem Raum lebenden Menschen integriert und sich ebenfalls seit jeher auf das Siedlungswesen auswirken.
Bei der Untersuchung dieser komplexen Strukturen sind insbesondere Forschende einzelner Fachdisziplinen mit zwei Herausforderungen konfrontiert: Wie können neue Ansätze entwickelt werden, die der Verbindung von Diskursivität und Materialität in den konzeptionellen Entwicklungen nach dem spatial turn und cultural turn Rechnung tragen, und wie kann die umfangreiche landschaftsbezogene, aber z.B. auch umweltgeschichtliche Forschungstradition der vergangenen Jahrzehnte berücksichtigt und produktiv weitergeführt werden? Die Tagung setzt hier an und nimmt die historische Bedeutung von Geofaktoren für raumpolitische Prozesse und die sie steuernden Wahrnehmungsperspektiven im Lauf der Geschichte systematisch in den Blick und diskutiert sie im Kontext interdisziplinärer Forschungsansätze benachbarter Felder wie etwa der Umweltgeschichte, Archäologie oder Geographie. Denn gerade auch die Frage, wie sich einzelne Theoriekonzepte an der Schnittstelle von Geographie, Soziologie und Archäologie mit der Tiefe der Landes- und Regionalgeschichte verbinden lassen, ist nach wie vor ein großes Forschungsdesiderat.
Für die Tagung gesucht werden Forschungsprojekte, die sich mit den skizzierten Themenfeldern beschäftigen. Interessant sind solche Projekte, die einerseits Mikroperspektiven verfolgen und sowohl Stadt-Umland-Beziehungen als auch dünn besiedelte, periphere Räume in den Blick nehmen. Spannend sind andererseits auch solche Ansätze, die auf einer Mesoebene Regionen untersuchen, die durch bestimmte zusammenhängende landschaftsbezogene Phänomene gekennzeichnet sind, dabei jedoch durch den Menschen gesetzte politisch-administrative Grenzziehungen überschreiten. Die Beiträge können unterschiedliche Epochenzugriffe von der Antike bis zur Zeitgeschichte aufweisen und bewusst interdisziplinär angelegt sein. Mögliche Fragestellungen zu den einzelnen Themenfeldern sind:
1. Der Zusammenhang von Kulturlandschaften und Geofaktoren
a. Welche Rolle spielen Geofaktoren in der Siedlungsgeschichte?
b. Welche Geofaktoren spielen neben dem Wasser im Kontext von Siedlungsentwicklungen eine Rolle?
c. Inwieweit spielen Geofaktoren aus zeitgenössischer Sicht eine Rolle?
d. Welche Rolle spielt das sich im Verlauf der Zeit wandelnde technische Wissen für die Veränderung von Wahrnehmungen von Kulturlandschaften?
2. Nutzung und Ressourcen
a. Welche Folgen hatte die Sicherung und Nutzbarmachung von Ressourcen für Kulturlandschaften (speziell für das Siedlungswesen)?
b. Wie wirkte sich der Abbau von natürlichen Ressourcen, etwa Wald, Stein, Sand, Metall, Erze usw. auf die Kulturlandschaften aus?
c. Inwiefern beeinflussen Geofaktoren einen besonderen Umgang oder bestimmte Nutzungspraktiken in bestimmten Regionen?
3. Theoriebildung
a. Welche Rolle spielen interdisziplinäre Ansätze der Historischen Kulturlandschaftsforschung etwa in der gegenwärtigen Landes- und Regionalgeschichte?
b. Wie lassen sich theoretische Ansätze aus der Historischen Kulturlandschaftsforschung und z.B. der Umweltgeschichte für landes- und regionalgeschichtliche Forschungspraktiken umsetzen und welche konkreten Quellenzugriffe sind dadurch erforderlich?
c. Welche Herausforderungen bringt die Berücksichtigung landschaftsbezogener Aspekte in der landes- und regionalgeschichtlichen Forschungspraxis mit sich, insbesondere auch im Hinblick auf interdisziplinäre Kooperationen?
d. Welche Quellen und Befunde lassen sich integrieren?
e. Welche Rolle spielen verschiedene Raumtheorien bei der Integration verschiedener Geofaktoren?
f. Welche Rolle spielen verschiedene Geofaktoren im Kontext epochenübergreifender Untersuchungen?
Die Tagung findet vom 02. bis zum 04. April 2025 in Kiel statt. Am Nachmittag des 3. April ist eine Exkursion in das Kieler Umland geplant. Willkommen sind Vorträge im Umfang von 25 Minuten, die im Kontext der Geschichtswissenschaften, der (Historischen) Geographie, der Archäologie, der Soziologie und anderer historisch-raumbezogener Disziplinen arbeiten. Tagungssprachen sind Deutsch und Englisch. Die Organisatorinnen bemühen sich derzeit um eine Gegenfinanzierung der Reise- und Übernachtungskosten. Rückfragen oder Bewerbungen in Form eines Exposés (max. 3.000 Zeichen inkl. Leerzeichen) mit anschließender Kurzbiographie bitte bis zum 20.02.2024 an Dr. Lina Schröder (lina.schroeder@plus.ac.at).
2. Interdisziplinäres Kolloquium ARKUM – Fachdisziplinen im Gespräch!
Organisationsteam: David Fuchs M. A. (Köln, Geograph), Dr. Gerrit Himmelsbach (Aschaffenburg, Archäologe und Historiker), Dr. Robert Lämmchen (Frankfurt a. M., Geograph) und PD Dr. Lina Schröder (Würzburg, Regional- und Landeshistorikerin).
Termine: Mo, 17:15 Uhr:
Programm:
CfP
Landschaft – Technik – Wissen: Praktiken und Grenzen der Gestaltung von (Um-)Welt
Im Sommersemester 2025 lädt der ‚Arbeitskreis für historische Kulturlandschaftsforschung in Mitteleuropa e. V.‘ (ARKUM) erneut Wissenschaftler:innen verschiedener Disziplinen und Qualifizierungsstufen zu einem semesterbegleitenden digitalen Kolloquium ein, diesmal unter dem Titel ‚Landschaft – Technik –Wissen: Praktiken und Grenzen der Gestaltung von (Um-)Welt‘. Das Ziel dieses Formats fokussiert einen regelmäßigen Austausch, der verschiedene fachliche Perspektiven des jeweiligen Themas beleuchtet und zur kritischen Diskussion einlädt. Es baut Berührungsängste zwischen den einzelnen Fachdisziplinen ab und ermöglicht ein Verständnis für die Denkweisen, theoretisch-methodischen Vorgehensweisen und Befunde anderer Disziplinen. Dabei stehen gezielt solche Themen im Vordergrund, die aktuell eine fachübergreifende Erforschung erfahren.
Das diesjährige Kolloquium nimmt die Wechselbeziehungen zwischen Landschaft, technischen Praktiken und Wissensformen in den Blick. In Landschaften wird seit jeher das Wirken der Menschen sichtbar, die sich dabei in unterschiedlichen Wissenskontexten bewegen – vom Alltagswissen über Glauben und Symboliken bis hin zu Medien – und sich verschiedener Techniken bedienen sowie technische Innovationen hervorbringen. In diesem Prozess gestaltet und verändert der Mensch seine (Um-)Welt.
‚Landschaft‘ meint dabei nicht nur ein geographisch-physisches Gebiet, sondern auch alle Formen eines kulturell, sozial und historisch geprägten Raumes, dessen Wahrnehmung und Gestaltung in hohem Maße von Wissen (Alltagswissen, Glauben, symbolische Deutungen, institutionalisierte Erkenntnisse etc.) abhängig ist (Kühne et al. 2024; Schenk 2006; Tilley 1994; Cosgrove 1993). Die ‚Technik(en)‘, die zur Veränderung genutzt werden, verstehen wir als vielfältige, in der Geschichte wandelbare Praktiken und Artefakte, die von einfachen Werkzeugen und Verfahrensweisen bis zu komplexen Infrastrukturen reichen (Heine 2015; Kern et al. 2009; Pierenkemper 1996). Diese Techniken werden als ‚Innovation‘ dynamisch im Prozess oder in anderer Form geschaffen und breiten sich daraufhin in und über Räume aus (Pernold 2016). ‚Geofaktoren‘ wie Klima, Relief, Wasserhaushalt, Ressourcen oder Boden sind natürliche Rahmenbedingungen, die menschliches Handeln beeinflussen, jedoch nicht determinieren (Schröder/Bühling 2023; White 2011; Cronon 1995).
Ein anschauliches Beispiel hierfür lässt sich bereits im Hoch- und Spätmittelalter finden: So führten Deichbau und Moorentwässerung zu weitreichenden Veränderungen vormals natürlicher und naturnaher Räume. Diese Entwicklungen waren ihrerseits eng mit neuen Innovationen verknüpft, welche die Landschaft erneut umformten (van Tielhof 2021; Behre 2008). Gleichzeitig fanden sie in einem Zeitraum statt, in dem sich die Umweltbedingungen immer wieder veränderten, wie etwa durch den Übergang von der Mittelalterlichen Warmzeit zur Kleinen Eiszeit. In der Gegenwart treten diese Gestaltungsprozesse auch in den kontroversen Debatten um den Klimawandel und die Frage nach menschlicher Verantwortlichkeit hervor, wenn auf Basis neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse umfangreiche Anpassungsmaßnahmen an die sich verändernden Umweltbedingungen in Gang gesetzt werden. In der Folge können neue Landschaftstypen entstehen, wie zum Beispiel großflächige ‚Energielandschaften‘ (vgl. Gailing & Leibenath 2013) mit Windrädern und Solarfeldern. Dabei setzen Geofaktoren zweifellos den Rahmen für menschliche Aktivitäten, da sie als unhintergehbare Grund- und Rahmenbedingungen fungieren. Sie determinieren aber keineswegs die gesellschaftliche oder landschaftliche Entwicklung. Hier lauert oft die Gefahr, in einen längst widerlegten Geodeterminismus zu verfallen, der natürliche Faktoren – etwa Klima oder Relief – als dominante ‚Steuerungsinstanzen‘ menschlichen Handelns betrachtet. Genau dieser Spannungsbogen zwischen natürlichen Voraussetzungen, technischen Möglichkeiten und den vielfältigen Wissensformen, die unser Handeln leiten, steht im Zentrum unseres Kolloquiums.
Dabei rückt stets die Frage in den Vordergrund, wie menschliche Gruppen in unterschiedlichen Epochen – von prähistorischen Gesellschaften bis in die Gegenwart – technische Lösungen und Wissen (Alltagswissen, Glaubensvorstellungen, Medien, Mythenerzählungen etc.) einsetzen, um ihre Umwelt zu gestalten und zu deuten. Gleichzeitig soll aufgezeigt werden, wie die jeweiligen geofaktischen Voraussetzungen (z. B. reliefbedingte Erosionsprozesse in Gebirgen, Wasserhaushalt in Mooren oder Küstendynamik) einerseits Handlungsmöglichkeiten eröffnen und andererseits Einschränkungen setzen (vgl. etwa Schanbacher 2024; Denzler 2023; Andermann/Schenk 2020).
Wir möchten insbesondere folgende Aspekte diskutieren:
- Welche Gestaltungspraktiken lassen sich in verschiedenen Epochen, Räumen und Handlungskontexten identifizieren, um Landschaften an menschliche Bedürfnisse anzupassen (z. B. Urbarmachung, Infrastruktur, Ressourcengewinnung, Besiedlung, Entvölkerung, Energielandschaften)?
- In welcher Form begünstigen und/oder erschweren Geofaktoren (Klima, Relief, Wasser, Böden etc.) diese möglichen Gestaltungsprozesse?
- Welche Rolle spielen unterschiedliche Wissensformen und Wissensrepräsentationen (Alltagswissen, Fachwissen, Mythen, mediale Repräsentationen, symbolische Praktiken oder wissenschaftliche Expertise sowie der Einsatz künstlicher Intelligenz) bei der Wahrnehmung, Bewertung, Schaffung, Gestaltung und Veränderung von Landschaften?
- Wie gelangen Forschungserkenntnisse aus Geographie, Geschichte, Archäologie (sowie aus benachbarten Disziplinen) zu ihren Aussagen über Landschaft, Technik und Wissen – und wo liegen methodische Herausforderungen oder Kontroversen?
- Wie können interdisziplinäre Perspektiven neue Erkenntnisse schaffen und einen reflektierten Umgang mit den Möglichkeiten und Grenzen der Landschaftsgestaltung fördern?
Zu den 90-minütigen, digitalen Treffen (ZOOM) sind alle diejenigen regelmäßig eingeladen, die ein Thema im Rahmen des oben beschriebenen Forschungsrahmens bearbeiten und dieses gerne in einem interdisziplinären Kontext vorstellen und diskutieren möchten, oder aber einfach nur Interesse am Thema und an den regelmäßigen Diskussionen haben. Die Präsentationen sollen sich in einem zeitlichen Rahmen von maximal 35 Minuten bewegen und dazu beitragen, besonders ‚knifflige‘ Fragen oder Aspekte, den möglichen Umgang mit Einzelbefunden, die methodische Herangehensweise (u. a. in Forschungsprojekten, Studien) etc. vorzustellen und zu diskutieren. In jeder Sitzung ist auch stets Zeit vorgesehen, nach Bedarf unabhängig vom Thema des Kolloquiums aktuelle Herausforderungen in der eigenen Forschung anzusprechen. Der Austausch soll insgesamt also dazu dienen, …
- durch die regelmäßigen Diskussionen zu verstehen, wie die Fachkolleg:innen und die Kolleg:innen anderer Fachdisziplinen bestimmte Begriffe/Konzepte erschließen, welche Rolle diese in ihrem Fach spielen.
- durch die anderen fachlichen Perspektiven eine Erweiterung des eigenen Horizontes zu erfahren.
- einen generellen Einblick in die jeweiligen Fachdiskussionen (z. B. auch über eventuelle Kontroversen) zu erhalten sowie
- zu verstehen, wie andere Disziplinen zu ihren Ergebnissen gelangen (Methodik & Quellen) sowie Mittel und Wege zu finden, diese Ergebnisse sinnvoll in die eigene Forschung zu integrieren.
Der CfP richtet sich an Wissenschaftler:innen aus Archäologie, Geschichtswissenschaft und Geographie, sowie anderen Fachdisziplinen (z. B. Soziologie, Religionswissenschaften oder Philosophie), die sich mit Fragen rund um dieses Thema beschäftigen. Eine regelmäßige Teilnahme fördert dabei eine spannende dauerhafte Diskussion, die sich über die gesamte Länge der Veranstaltung erstreckt. Eingeladen sind auch alle diejenigen, die einfach nur Interesse am Thema und an diesen regelmäßigen Diskussionen haben, aber selbst nicht vorstellen möchten.
Das Kolloquium wird immer montags von 17:15-18:45 Uhr stattfinden.
Bewerbungen für einen Vortrag in Form eines Abstracts (max. 2.000 Zeichen) und einer Kurzvorstellung (max. 400 Zeichen) mit Kontaktdaten bzw. eine Interessensbekundung für eine einfache Teilnahme richten Sie bitte bis spätestens zum 10.04.2025 an lina.schroeder@uni-wuerzburg.de.
Wir freuen uns auf spannende Beiträge sowie anregende Diskussionen und hoffen, durch diesen Austausch neue Impulse für die interdisziplinäre Forschung zu setzen und das Verständnis zwischen den Disziplinen zu stärken.
Literatur (exemplarische Auswahl)
Andermann, Kurt/Schenk, Gerrit J. (Hg.) (2020): Wasser. Ressource – Gefahr – Leben (Kraichtaler Kolloquien/12). Ostfildern.
Behre, Karl-Ernst (2008): Coastal Development, Sea-Level Change and Settlement History during the Later Holocene in the Clay District of Lower Saxony (Niedersachsen), Northern Germany. In: Quaternary International/112/1, S. 37–53.
Cosgrove, Denis E. (1993): Landscapes and Myths, Gods and Humans. London.
Cronon, William (1995): Uncommon Ground: Rethinking the Human Place in Nature. New York.
Denzler, Alexander (2023): Straßen im 16. Jahrhundert. Erhalt – Nutzung – Wahrnehmung (Ding, Materialität, Geschichte/5), Köln.
Gailing, Ludger/Leibenath, Markus (2013): Neue Energielandschaften – Neue Perspektiven der Landschaftsforschung. Wiesbaden.
Heine, Eike-Christian (2015): Vom großen Graben. Die Geschichte des Nord-Ostsee-Kanals, Berlin.
Kern Anton et al. (Hgg.) (2009): Technologieentwicklung und -transfer in der Hallstatt- und Latènezeit. Wien.
Kühne, Olaf et al. (Hgg.) (2024): Handbuch Landschaft. Wiesbaden.
Pernold, Magdalena (2016): Traumstraße oder Transithölle. Eine Diskursgeschichte der Brennerautobahn in Tirol und Südtirol (1950–1980) (Histoir/92), Bielefeld.
Pierenkemper, Toni (1996): Umstrittene Revolutionen. Industrialisierung im 19. Jahrhundert. Frankfurt a. Main.
Schanbacher, Ansgar (2024): Natur als Ressource und Gefahr. Braunschweig, Würzburg und Utrecht in der späten Vormoderne (Umwelthistorische Forschungen/11), Köln.
Schenk, Winfried (2006): Historische Kulturlandschaftsforschung im Spannungsfeld von älteren Ansätzen und aktuellen Fragestellungen und Methoden: institutioneller Hintergrund, methodische Ausgangsüberlegungen und inhaltliche Zielsetzungen (Siedlungsforschung/24). Bonn.
Schröder, Lina/Bühling, Wolfgang (Hg) (2023): Herrschaftlicher Anspruch und öffentlicher Nutzen. Die Rolle (städtischer) Einrichtungen und natürlicher Ressourcen im epochenübergreifenden Vergleich. Würzburg.
Tielhof, van Milja (2021): Concensus en conflict. Waterbeheer in de Nederlanden 1200–1800, Hilversum.
Tilley, Chris (1994): A Phenomenology of Landscape: Places, Paths and Monuments. Oxford.
White, Richard (2011): The Organic Machine: The Remaking of the Columbia River. New York.
3. 'Die Familie ist die natürliche Grundeinheit der Gesellschaft und hat Anspruch auf Schutz durch Gesellschaft und Staat' Familie in Mitteleuropa: über territoriale, nationale, religiöse und soziale Grenzen hinweg (bis 1989)
- Internationale wissenschaftliche Tagung der Polnisch Historischen Mission
- Termin: 22. und 23. September 2025 (Montag und Dienstag)
- Tagungsort: Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg (Domerschulstraße 17, Würzburg)
- CfP, Programm und Informationen: https://pmh.umk.pl/de/familie/
4. Stoffe, Räume und Prozesse: die Einführung neuer Technologien als gesellschaftliche Herausforderung
- gemeinsame Jahrestagung von VDE und GAG
- Termin: 09. bis 11. Oktober 2025
- Tagungsort: Technikmuseum Berlin
- CfP, Programm und Informationen: https://www.hsozkult.de/event/id/event-152609?title=stoffe-raeume-und-prozesse-die-einfuehrung-neuer-technologien-als-gesellschaftliche-herausforderung&recno=1&q=VDE&sort=newestPublished&fq=&total=1
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