Jahr/Ort | Tagung/Workshop/Kolloquien |
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2024 (D) | Digitales interdisziplinäres Kolloquium ARKUM – Fachdisziplinen im Gespräch! |
2024 (A) | Die Elektrifizierung des Alltags |
2023/24 (D) | Digitales interdisziplinäres Kolloquium ARKUM – Fachdisziplinen im Gespräch! |
2023 Würzburg (D) | Internationale wissenschaftliche Tagung der Polnisch Historischen Mission: Niemand darf in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden. |
2022 Würzburg (D) | Internationale wissenschaftliche Tagung der Polnisch Historischen Mission: Jeder hat das Recht, jedes Land, einschließlich seines eigenen, zu verlassen. |
2021 Würzburg (D) | Internationale wissenschaftliche Tagung der Polnisch Historischen Mission: Jeder hat das Recht auf eine Staatsangehörigkeit |
2021 Köln (D) | Europäische Grenzregionen |
2019 Groningen (NL) | New Regional History: Inclusive approaches to regions in historiography |
2024
1. Interdisziplinäres Kolloquium ARKUM – Fachdisziplinen im Gespräch!
Termine: Mo, 17:15 Uhr an den folgenden Terminen: 15.04. (Einführung), 22.04., 13.05., 27.05., 10.06., 24.06., 08.07. (Abschlussdiskussion)
Referentinnen und Referenten: Werner Breitung (Hongkong), Martin Zückert (München), Matthias Hardt (Leipzig), Lina Schröder (Salzburg), Gerrit Himmelsbach (Würzburg), David Fuchs (Köln)
CfP
‚Grenzen und Kulturlandschaft‘. Digitales Kolloquium ‚ARKUM – Fachdisziplinen im Gespräch!‘ – Sommersemester 2024
Im Sommersemester 2024 lädt der ‚Arbeitskreis für historische Kulturlandschaftsforschung in Mitteleuropa e.V.‘ (ARKUM) Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Disziplinen und Qualifizierungsstufen zum digitalen Kolloquium zum Thema ‚Grenzen und Kulturlandschaft‘ ein. Das Kolloquium hat im vergangenen Semester zum ersten Mal stattgefunden und sich intensiv mit dem Thema ‚Raum und Kultur-Landschaft‘ beschäftigt. Das Ziel dieses Formats fokussiert einen regelmäßigen digitalen Austausch, der verschiedene fachliche Perspektiven auf das jeweilige Thema beleuchtet und zur kritischen Diskussion einlädt.[1] Dabei stehen gezielt solche Themen im Vordergrund, die aktuell eine fachübergreifende Erforschung erfahren – so auch das Thema ‚Grenze‘.
Grenzen wurden in den vergangenen Dekaden von unterschiedlichen Fachrichtungen untersucht und mit verschiedenen Ansätzen definiert und interpretiert. Dabei wurden sie in den zurückliegenden Jahren in den politischen Leitlinien von ‚Trennungslinien‘ hin zu ‚Kontaktzonen‘ bzw. ‚Grenzräumen‘ umdefiniert, in denen es neue kulturelle und soziale Phänomene zu entdecken gibt. Das Wort ‚Grenze‘ stammt vom altslavischen Wort ‚granica‘ (polnisch, bulgarisch, bosnisch) bzw. ‚graniza‘ (russisch, bulgarisch) ab und bezeichnet (Beginn und) Ende eines Raumes (Schmieder 2021, 30; Tohidipur 2021, 299). Aus anthropologischer Sicht ist laut Isensee (2018) der Mensch „seiner Wesensverfassung nach auf Grenzen angewiesen. Mit dem gleichen Recht, mit dem er als politisches Wesen definiert wird, könnte man ihn auch als grenzbedürftiges Wesen kennzeichnen.“ Grenzen sind für den Menschen nach Isensee damit lebensnotwendig, sich im Feld der Möglichkeiten zu orientieren, „um überhaupt etwas von dem zu verwirklichen, was er an sich leisten könnte und leisten möchte“ (Isensee 2018, 20; vgl. hierzu auch Rau 2020, 309). Denn Grenzen erzeugen Differenz und erzwingen damit implizit eine Beobachtung des Unterschiedenen (Schwell 2021, 268; Pötsch 2021, 283).
Gerst und Krämer (2019) machen zudem auf die „wirkmächtige Arbeitsteilung“ mittels der Disziplinen ‚Border(land) Studies‘ und ‚Studies of Boundaries‘ aufmerksam: Grenzen im Sinn der ‚Border(land) Studies‘ bedeuten so vor allem politisch-territoriale Demarkationen oder andere räumliche Grenzkonstellationen. Aus der Warte der ‚Studies of Boundaries‘ lassen sich jedoch ebenso sozio-symbolische sowie kulturelle Grenzen untersuchen (Gerst/Krämer 2019, 50 f.; Rau 2020, 309, 313). Innerhalb der Grenzforschung, vor allem in den angloamerikanischen Debatten, herrscht dabei über die Gleichsetzung bzw. die unterschiedliche Verwendung der Begriffe ‚border‘, ‚boundary‘ und ‚frontier‘ Uneinigkeit: Während der äquivalente Gebrauch immer üblicher wird, bezeichnet in der eher traditionellen ‚Politischen Geographie‘ ‚border‘ den die Grenzlinie (= ‚boundary‘) beiderseitig umschließenden Grenzraum und ‚frontier‘ den Grenzbereich auf einer Seite, der durch die Orientierung über die Grenze hinaus variabel ist (Schetter 2021, 240–53).
Verschiedene Grenzperspektiven ergeben sich auch in Bezug auf ‚natürliche‘ Grenzziehungen. Knoll (2019) hebt beispielsweise die Bedeutung der Ambivalenz eines Flusses bezüglich der Grenzthematik hervor, wenn er über diesen schreibt: „Er ist in seiner Längsrichtung ein verbindendes Element, insbesondere war er das in jenen Zeiten, die auf den Wasserweg angewiesen waren. Gleichzeitig ist ein Fluss [je nach Größe!] ein Verkehrshindernis in seiner Querrichtung – übrigens auch dann, wenn er keine politische Grenze bildet“ (Knoll 2019, 82; vgl. ferner Hardt 2005/19). Gerade der vormoderne Fluss als topographische Demarkation (Geofaktor) stellt also eine besondere Art der Grenze dar, wenngleich er ein schönes Beispiel für eine „Grenze auf Zeit“ (Schindler 2021, 335) ist. Ursprünge ‚natürlicher‘ Grenzen finden sich also auch in den Geofaktoren, z.B. im Klima und damit auch in der Flora und Fauna. Mit zu berücksichtigen sind ebenso durch diese (mit)verursachte Grenzveränderungen (z.B. Kleine Eiszeit, Hochwasser, Erdbeben, neue Tier- oder Pflanzenarten durch sich veränderndes Klima etc.). Zu Grenzen werden von der Natur vorgegebene Elemente allerdings, wie das Beispiel Fluss zeigt, erst durch konkret erfahrbare Einschränkungen und/oder durch eine Interpretation der Menschen, die z.B. einen Fluss bewusst zu einer territorialen Grenze deklariert.
Zu den im Zweiwochenrhythmus stattfindenden 90-minütigen, digitalen Treffen (ZOOM) sind alle diejenigen regelmäßig eingeladen, die ein Thema im Rahmen des oben beschriebenen Forschungsrahmens bearbeiten und dieses gerne in einem interdisziplinären Kontext vorstellen und diskutieren möchten. Die Präsentationen sollen sich in einem zeitlichen Rahmen von maximal 35 Minuten bewegen und dazu dienen, besonders ‚knifflige‘ Fragen oder Aspekte, den möglichen Umgang mit Einzelbefunden, die methodische Herangehensweise (u.a. in Forschungsprojekten, Studien) etc. vorzustellen und zu diskutieren. In jeder Sitzung ist auch stets Zeit vorgesehen, nach Bedarf aktuelle Herausforderungen in der eigenen Forschung anzusprechen. Der Austausch soll also dazu dienen,
- durch die regelmäßigen Diskussionen zu verstehen, wie die Fachkolleg*innen bestimmte Begriffe/Konzepte – hier den Grenzbegriff – denken, welche Rolle diese in ihrem Fach spielen
- durch die anderen fachlichen Perspektiven eine Erweiterung des eigenen Horizontes zu erfahren
- einen generellen Einblick in die jeweiligen Fachdiskussionen (z.B. auch über eventuelle Kontroversen) zu erhalten
- zu verstehen, wie die anderen Disziplinen zu ihren Ergebnissen gelangen (Methodik, Quellen) und Mittel und Wege zu finden, diese Ergebnisse sinnvoll in die eigene Forschung zu integrieren
Der CfP richtet sich dabei an Wissenschaftler*innen aus Archäologie, Geschichtswissenschaft und Geographie, sowie andere Fachdisziplinen (z.B. die Soziologie), die sich mit Fragen rund um Grenzen und Kulturlandschaft beschäftigen. Eingeladen sind auch alle diejenigen, die einfach nur Interesse am Thema und an den regelmäßigen Diskussionen haben, aber selbst nicht vorstellen möchten. Bewerbungen für einen Vortrag in Form eines Abstracts (max. 2.000 Z.) und einer Kurzvorstellung bzw. eine Interessensbekundung für eine einfache Teilnahme richten Sie bitte bis zum 31.03.2024 an Dr. Lina Schröder, lina.schroeder@uni-wuerzburg.de.
Literatur (Auswahl)
Gerst, Dominik/Krämer, Hannes: Die methodologische Fundierung kulturwissenschaftlicher Grenzforschung. In: Kleinmann, Sarah (u.a. Hgg.): Kontaktzonen und Grenzregionen. Kulturwissenschaftliche Perspektiven (Kleine Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunde/38), Leipzig 2019, S. 47–70.
Hardt, Matthias: Sichtbar gemacht – Elbe und Saale als Grenze des Kaiserreiches Karls des Großen. In: Ludowici, Babette (Hg.): Saxones. Eine neue Geschichte der alten Sachsen. Darmstadt 2019, S. 284–286.
Hardt, Matthias: Zur Konzeption der Elbe als Reichsgrenze im frühen und hohen Mittelalter. In: Carnap-Bornheim, Claus von/Friesinger, Herwig: Wasserwege: Lebensadern – Trennungslinien (Schriften des archäologischen Landesmuseums, Ergänzungsreihe/3), Neumünster 2005, S. 193–209.
Isensee, Josef: Grenzen: zur Territorialität des Staates. Berlin 2018.
Knoll, Martin: ‚Natürliche‘ Grenzen? Zur Erfahrung von Region und Territorium in der Frühen Neuzeit, in: Kuhn, Barbara/Winter, Ursula (Hg.): Grenzen, Annäherungen an einen transdisziplinären Gegenstand, Würzburg 2019, S. 81–99.
Pötzsch, Holger: Grenzen und Technologie. In: Gerst, Dominik (u.a. Hgg.): Grenzforschung. Handbuch für Wissenschaft und Studium (Border Studies. Cultures, Spaces, Orders/3), Baden-Baden 2021, S. 283–296.
Rau, Susanne: Grenzen und Grenzräume in der deutschsprachigen Geschichtswissenschaft. In: Francia/47 (2020), S. 307–321.
Schetter, Conrad/Müller-Koné, Marie: Frontier – ein Gegenbegriff zur Grenze? In: Gerst, Dominik (u.a. Hgg.): Grenzforschung. Handbuch für Wissenschaft und Studium (Border Studies. Cultures, Spaces, Orders/3), Baden-Baden 2021, S. 240–253.
Schindler, Larissa: Grenze und Mobilität – ein vielfältiges Forschungsgebiet. In: Gerst, Dominik/Klessmann, Maria/Krämer, Hannes (Hg.): Grenzforschung. Handbuch für Wissenschaft und Studium (Border Studies. Cultures, Spaces, Orders/3), Baden-Baden 2021, S. 331–344.
Schmieder, Falko: Entwicklungslinien einer interdisziplinaren Begriffsgeschichte von Grenze. In: Gerst, Dominik/Klessmann, Maria/Krämer, Hannes (Hg.): Grenzforschung. Handbuch für Wissenschaft und Studium (Border Studies. Cultures, Spaces, Orders/3), Baden-Baden 2021, S. 29–49.
Schwell, Alexandra: (Un-)Sicherheit und Grenzen. In: Gerst, Dominik (u.a. Hgg.): Grenzforschung. Handbuch für Wissenschaft und Studium (Border Studies. Cultures, Spaces, Orders/3), Baden-Baden 2021, S. 267–282.
Tohidipur, Timo: Grenzen im Spiegel des Rechts. In: Gerst, Dominik (u.a. Hgg.): Grenzforschung. Handbuch für Wissenschaft und Studium (Border Studies. Cultures, Spaces, Orders/3), Baden-Baden 2021, S. 297–315.
[1] Organisiert durch David Fuchs (Geograph), Gerrit Himmelsbach (Archäologe/Historiker), Robert Lämmchen (Geograph) und Lina Schröder (Historikerin).
2. Internationaler WORKSHOP: Die Elektrifizierung des Alltags: Was hat die Energiewende vor 120 Jahren mit der aktuellen zu tun?
Tagungsbericht: https://meinclio.clio-online.de/open/pdf/conferencereport/fdkn-143853/
Termin und Tagungsort: 26.–27.02.2024, Universität Salzburg
Organisation: Dr. Lina Schröder (Salzburg), Prof. Dr. Dieter Schott (Darmstadt), Prof. Dr. Martin Knoll (Salzburg)
Gefördert von: Stadt Salzburg, Fachbereich Geschichte der Universität Salzburg, Studienvertretung der Universität Salzburg, Gesellschaft für Technikgeschichte (GTG), Gesellschaft für Stadtgeschichte und Urbanisierungsforschung (GSU), Bundesministerium für Bildung und Forschung, DAAD, KWG – Kraftwerk Glatzing, Salzburger Firma Kaupa Stingeder Montageservice OG), Stern & Hafferl Verkehrsgesellschaft
Programm:
Mo., 26.02.2024
14:00–14:30 Uhr: Begrüßung durch die Veranstalter*innen
Sektion I: Elektrizität ausstellen
Moderation: Lina Schröder
14:30–14:45 Uhr: Hannah Walter (Würzburg): Die Münchner Elektrizitätsausstellung von 1882 – ein Türöffner für die Elektrifizierung in Bayern?
14:45–15:05 Uhr: Denise Nadler (Würzburg)/Joline Jung (Würzburg): Die Frankfurter Ausstellung von 1891: Umsetzung gesellschaftlicher Visionen und Transformator bürgerlicher Werte
15:05–15:20 Uhr: Sebastian Kasper (München): Elektrifizierung vermitteln. Eine Darstellung des Konzepts der zukünftigen Ausstellung ‚Energie-Strom‘ im Deutschen Museum
15:20–15:30 Uhr: N.N.: Kommentar
15:30–16:00 Uhr: Diskussion
16:00–16:20 Uhr: Kaffeepause
Sektion II: Elektrizität anwenden I: Haushalt
Moderation: Dieter Schott
16:20–16:35 Uhr: Katrin Brandstätter (Salzburg): ‚Für diese armen, geplagten Frauen‘: wie Elektrizität und Feminismus im Alltag zusammenfanden
16:35–16:55 Uhr: Teresa Ó Dúill (Würzburg): Warum ausgerechnet das Bügeleisen? Der ‚Türöffner‘ für Elektrizität im Haushalt
16:55–17:10 Uhr: Sebastian Knoll-Jung (Bamberg): Anwendungswissen, Sparsamkeitspraktiken und Energiekonkurrenzen in der Küche ca. 1880 bis heute
17:10–17:20 Uhr: N.N.: Kommentar
17:20–17:50 Uhr: Diskussion
17:50–18:15 Uhr: Kaffeepause
18:15–19:00: Patrick Kupper (Innsbruck): Keynote
ab 19:30 Uhr: gemeinsames Abendessen
Di., 27.02.2024
Sektion III: Elektrizität anwenden II: Tourismus, Mobilität und Kultur
Moderation: Martin Knoll
09:00–09:15 Uhr: Verena Deisl (Salzburg): Der Salzburger Mönchsbergaufzug und seine touristische Nutzung des Stroms
09:15–09:30 Uhr: Emilia Schatzl (Salzburg): Das Elektricitätshotel in Salzburg
09:30–09:45 Uhr: Karl Stingeder (Salzburg): ‚Hallo, hallo, hier Radio Wien…‘ Die Einführung des Radios in Österreich mit besonderem Augenmerk auf das Bundesland Salzburg
09:45–09:55 Uhr: N.N.: Kommentar
09:55–10:25 Uhr: Diskussion
10:25–10:45 Uhr: Kaffeepause
Sektion IV: Elektrizität anwenden III: Vernetzungen
Moderation: Lina Schröder
10:45–11:00 Uhr: Marcel L. Walden (Salzburg): Krankenanstalten im Strom der Zeit. Über die Elektrifizierung des Hospitalwesens in Oberösterreich um 1900 am Beispiel des Krankenhauses Ried im Innkreis
11:00–11:15 Uhr: Bruno de Corte (Antwerpen): La ‚Ferme électrique‘ (Elektrischer Hof) Antwerpen 1930
11:15–11:30 Uhr: Walter Gaube (München): Die Bedeutung von Genossenschaften für die Elektrifizierung auf lokaler und regionaler Ebene. Dargestellt an der Elektrizitäts- Verwertungs-Genossenschaft Lichtenberg eG (1911–34)
11:30–11:45 Uhr: Tilman Frasch (Manchester): ‚Out in the Dark‘: Elektrizität und Dunkelheit in asiatischen Kolonialstädten
11:45–11:55 Uhr: N.N.: Kommentar
11:55–12:25 Uhr: Diskussion
12:25–13:00 Uhr: Dieter Schott: Schlusskommentar
13:00 Uhr: Kaffeepause
13:30 Uhr: Besichtigung vor Ort (organisiert durch die Salzburger Studierenden)
CfP
Weg von Kohle, Öl und Gas, hin zu Wind, Sonne und Biomasse: Die aktuelle Energiewende ist in aller Munde. Besonders Fragen nach der Sicherstellung einer flächendeckenden stabilen Versorgung in Industrie, Handel, Verkehr wie in Privathaushalten, der Aufrechterhaltung bestehender Standards, der technischen Umsetzbarkeit oder der Finanzierbarkeit stehen im Fokus, wenn es um die Nutzbarmachung erneuerbarer, also ‚sauberer‘ Energien geht. Sie sind ebenso dringlich wie die Frage was passiert, wenn wir so weiterleben wie bisher, unseren Strom also weiterhin aus ‚nicht sauberen Quellen‘ beziehen.
Auf den ersten Blick hat die aktuelle Debatte wenig mit den Diskussionen von vor über 120 Jahren gemein: Im Mitteleuropa des 21. Jahrhunderts dominiert eine flächendeckende und allumfassende Stromversorgung, geprägt (noch) von großen monopolistischen Energieversorgungsunternehmen und mehrschichtigen großräumigen Verteilungsnetzen. Ende des 19. Jahrhunderts wurden Energiebedürfnisse in Haushalt und Gewerbe dagegen vorrangig mit ‚Inseltechnologien‘ (Petroleumlampe, Holz- oder Kohlenherd, Dampfmaschinen etc.) befriedigt, die Energieressourcen durch privatwirtschaftliche Anbieter oder die Konsument:innen selbst (Holz aus dem Wald) beschafft. Der Energiestandard war im Vergleich zu heute marginal: Aufgrund fehlender elektrischer Geräte spielten netzförmige großtechnische Energiesysteme vornehmlich dann eine Rolle, wenn es um industrielle Betriebe, den Verkehr (Eisenbahn, Straßenbahn) oder z.B. um den Betrieb von Mühlen ging. Die Gasbeleuchtung, mit eines der ersten netzförmig ausgerichteten Systeme, illuminierte anfänglich – seit Mitte des 19. Jahrhunderts – vor allem öffentliche Räume (Straßenbeleuchtung etc.) sowie eine Minderheit wohlhabender Haushalte. Noch am Vorabend des Ersten Weltkriegs erreichte die Anschluss-Quote der öffentlichen Elektrizitätsversorgung kaum mehr als 10% der Privathaushalte in deutschen Städten. Dennoch war die Elektrizität seit den 1880er Jahren die ‚Fortschrittstechnologie‘ par excellence und Elektrofirmen wie Siemens und die AEG wurden auch international zu großen Akteuren in der Wirtschaft des Kaiserreichs.
Wird die aktuelle Energiewende aber auf einer stärker strukturellen Ebene im Vergleich mit der Elektrifizierung um 1900 betrachtet, so zeigen sich durchaus gewisse Gemeinsamkeiten: In beiden Prozessen geht es um die Frage, wie individuelle Muster von Energiekonsum technisch sichergestellt und wirtschaftlich wie politisch organisiert werden. Das dominante Muster um 1900 war ‚zunehmende Vergemeinschaftung‘: An die Stelle individueller Ver- und Entsorgung von Energieressourcen trat die netzförmige Versorgung, organisiert zunächst von lokalen, dann jedoch immer stärker überlokalen privaten wie staatlichen Akteuren. Die Konsument:innen gaben immer stärker im Anschluss an diese Netze ihre Versorgungsautonomie auf, gewannen dafür aber eine rasch steigende Versorgungssicherheit mit deutlich fallenden Energiekosten, die für wachsende Teile der Bevölkerung höhere Energiestandards ermöglichten. Die aktuelle Energiewende kehrt dagegen einige der um 1900 einsetzenden Prozesse tendenziell um: Die klare Trennung zwischen Energieerzeugern und -verbrauchern, konstitutiv im System der modernen Energieversorgung, wird aufgeweicht, die Steuerbarkeit und Vorhersagbarkeit des Systems dagegen durch die Vielzahl kleiner Produzenten (PV-Anlagen) und die Unkalkulierbarkeit des meteorologisch bedingten Energieanfalls zunehmend erschwert. Zudem setzt eine neue Stufe der Elektrifizierung in bis dahin durch andere Energieressourcen versorgten Sektoren ein (Raumheizung, Mobilität). Die aktuellen Debatten über staatliche Intervention im Sinne der Beschleunigung der Verlagerung von fossilen zu erneuerbaren Energieressourcen zeigen, wie kontrovers und komplex die Energiewende ist und sein wird.
Inspiriert von Problemen und Fragestellungen der aktuellen Energiewende soll also für die Elektrifizierung des Alltags um 1900 gefragt werden, welche Vorstellungen von richtigem und modernen Energiekonsum damals miteinander in Wettstreit lagen und wie diese im Verhältnis zu übergreifenden Vorstellungen eines ‚guten Lebens‘ standen. Diskurse, die es in diesem Kontext vergleichend zu analysieren gilt, adressierten und adressieren konfligierende Leitbilder und Vorstellungen von ‚modernem‘ Lebensstandard (inklusive gesellschaftlicher Wertevorstellungen) einerseits und globaler Zukunftsfähigkeit der Erde und menschlicher Gesellschaften andererseits. Auch Fragen nach der technischen Umsetzbarkeit und der Finanzierbarkeit wurden und werden damals wie heute diskutiert: Die Finanzierbarkeit war wohl auch mit ein Grund dafür, dass im Zuge der Bemühungen um eine Salonfähigkeit der Elektrizität auf Diskurse zurückgegriffen wurde, die sich – ähnlich wie heute – Sicherheits- und Sauberkeitsversprechen bedienten. Ebenfalls augenfällig ist die symbolische Nutzung der neuen Energieform: Elektrische Zigarrenanzünder, Teekessel oder Tischklingeln erfreuten sich einer großen Beliebtheit, verkörperten sie doch einen gewissen Lebensstandard und eine ‚moderne‘ Lebensweise.
Der Workshop soll die soeben skizzierten Beobachtungen aufgreifen. Gesucht werden dabei solche Beiträge, die sich vor allem mit den Auswirkungen der Elektrifizierung in der allerersten Phase vor ca. 120 Jahren beschäftigen:
- Wo begegnete Elektrizität den Menschen zunächst und welche Veränderungen schien ihre Nutzung für ihren Alltag zu bringen?
- Wer waren die zentralen Akteure der Elektrifizierung, bei welchen Gelegenheiten und mit welchen Mitteln wurde der Elektrifizierungsdiskurs vorangetrieben?
- In welcher Beziehung standen Technikangebote der Elektrifizierung zu aktuellen gesellschaftlichen Problemen, auf welche Diskurse wurde rekurriert?
- Welche Hindernisse traten für eine rasche Umsetzung der Elektrifizierung auf, worin waren diese begründet?
- Welche Rolle spielten gesellschaftliche Akteure (z.B. die Kirche) bei der Popularisierung von Elektrizität?
- In welcher Weise und mit welchen Zielen versuchte der Staat den Prozess zu steuern?
- Mit welchen ganz praktischen Organisations- und Umsetzungsproblemen wurden die Menschen konfrontiert?
- Welche Gesellschaftsbereiche wurden komplett neu organisiert oder entwickelten sich neu (z.B. Tourismus- und Freizeitbranche)?
Der Workshop basiert auf zwei einschlägigen Seminaren an den Universitäten Salzburg und Würzburg. Die Begeisterung der Studierenden zu diesem Thema gab den Anstoß, auf der Basis der entwickelten Hausarbeiten einen Sammelband zu erarbeiten. Dessen gemeinsame Konzipierung dient im Sinn des forschungsgeleiteten studentischen Lernens zugleich der universitäts- und länderübergreifenden Vernetzung und eröffnet die Möglichkeit, auch bereits fortgeschrittenen wissenschaftlichen Nachwuchs (Doktoranden, Postdocs etc.) zu beteiligen. Vorgesehen ist, dass die einzelnen Beitragsentwürfe von Studierenden und dem wissenschaftlichen Nachwuchs durch im Forschungsfeld ausgewiesene Forschende kommentiert und im Plenum diskutiert werden.
Vorbehaltlich der Mittelbewilligung durch unsere Fördergeber, werden Anreisekosten in Höhe von 150 Euro (Bahn, 2. Kl.) sowie eine Übernachtung in Salzburg übernommen. Rückfragen oder Bewerbungen in Form eines Exposés (max. 3.000 Zeichen inkl. Leerzeichen) mit anschließender Kurzbiographie bitte bis zum 31.07.2023 an Dr. Lina Schröder (lina.schroeder@uni-wuerzburg.de).
2023
1. Interdisziplinäres Kolloquium ARKUM – Fachdisziplinen im Gespräch!
Termine: Mo, 17:15 Uhr an den folgenden Terminen: 30.10. (Einführung), 13.11., 27.11., 11.12., 08.01.2024, 22.01., 05.02. (Abschlussdiskussion)
Referentinnen und Referenten: Sven Endreß (Tübingen), Lina Schröder (Salzburg), Gerrit Himmelsbach (Würzburg), Christoph Morrisey (Tübingen), Ferdinand Leuxner (Würzburg), Robert Lämmchen (Frankfurt a. M.)
CfP
Raum und Kultur-Landschaft. Digitales Kolloquium ‚ARKUM – Fachdisziplinen im Gespräch!‘ – WS 2023/24
Interdisziplinäre Projekte besitzen, je nach Fachdisziplin, in der Theorie einen hohen Stellenwert. In der Praxis scheitern sie jedoch oft an der fehlenden Zeit und gegenseitigen Wertschätzung: So ist es erforderlich, sich bezüglich des jeweiligen Forschungsobjektes intensiv mit dem Forschungsstand des anderen Faches auseinanderzusetzen. Ferner bedarf es Kenntnis der jeweiligen Quellen und Methoden der anderen Disziplin. Hinzukommend werden in den verschiedenen Fächern zwar oft dieselben Begrifflichkeiten verwendet, die jedoch, je nach Disziplin, eine völlig andere Bedeutung besitzen. Nicht zuletzt erscheint nicht selten das eigene Fach als ‚Königsdisziplin‘, die Befunde anderer Fächer werden oft gar nicht wahrgenommen. Wenn sie doch rezipiert werden, werden sie als zweitrangig eingestuft, was oft zu Unmut und gegenseitigem Unverständnis führt. Insbesondere, wenn es um die Generierung von Projektfördergeldern geht, sind all diese Herausforderungen oft mit dafür verantwortlich, dass interdisziplinär angelegte Projekte am Ende doch fachintern gelöst werden: Nicht nur die endgültige fachliche Zuordnung eines Antrags in einer Projektförderlinie stellt ein Problem dar, sondern auch die aufzubringende Zeit, die Kolleginnen und Kollegen des anderen Faches überhaupt zu verstehen – Zeit, die kaum jemand im normalen Forschungsalltag hat.
Interdisziplinär wirkende Institutionen, im vorliegenden Fall der ‚Arbeitskreis für historische Kulturlandschaftsforschung in Mitteleuropa e.V.‘ (ARKUM), haben es sich so zur Aufgabe gemacht, als Knoten im interdisziplinären Netzwerk zu fungieren. Sie stellen für alle diejenigen, die gerne interdisziplinär arbeiten möchten, Anlaufstellen dar, die oben genannten Herausforderungen zu bewältigen. Das erfolgt u.a. mittels regelmäßig stattfindender, disziplinübergreifender Fachtagungen. Im Fall von ARKUM bildet dabei die historische Kulturlandschaftsforschung in Mitteleuropa den Forschungskern. Vor allem vier Aspekte stehen hier im Fokus des gemeinsamen Interesses: (1) Genese und Wandel der Kulturlandschaft, (2) das epochenübergreifende Arbeiten – es umfasst die Zeitspanne von der Vorgeschichte, über das Mittelalter und die Frühe Neuzeit bis in die Gegenwart hinein mit dem Ziel von Raum-Zeit-Vergleichen, (3) das interdisziplinäre Arbeiten – vor allem im Bereich von Archäologie, Geschichtswissenschaften und Geographie sowie (4) die intensive Auseinandersetzung mit Methoden (u.a. Raumkonzepte) und Begriffen der historischen Kulturlandschaftsforschung von der Archäologie, über die Interpretation von Archivalien und Karten, die Auswertung von Landschaften als Träger von Geschichtlichkeit bis zur Integration naturwissenschaftlicher Befunde.
Die Erfahrung hat gezeigt, dass zwei Fachtagungen im Jahr längst nicht ausreichen, mit den oben beschriebenen Herausforderungen fertig zu werden. Es bedarf einer regelmäßigen Diskussion und Auseinandersetzung. Entsprechend laden engagierte Mitglieder des Vereins ARKUM für das WS 2023/24 zu einem solchen, regelmäßigen Austausch ein. Er soll dazu dienen,
- durch die regelmäßigen Diskussionen zu verstehen, wie die Fachkolleg*innen bestimmte Begriff/Konzepte denken, welche Rolle diese in ihrem Fach spielen.
- durch die anderen fachlichen Perspektiven eine Erweiterung des eigenen Horizontes zu erfahren.
- einen generellen Einblick in die jeweiligen Fachdiskussionen (z.B. auch über eventuelle Kontroversen) zu erhalten.
- zu verstehen, wie die anderen Disziplinen zu ihren Ergebnissen gelangen (Methodik, Quellen) und Mittel und Wege zu finden, diese Ergebnisse sinnvoll in die eigene Forschung zu integrieren.
Zu den im Zweiwochenrhythmus stattfindenden, 90-minütigen, digitalen Seminartreffen (ZOOM) sind alle diejenigen regelmäßig eingeladen, die ein Thema im Kontext des oben beschriebenen Forschungsrahmens bearbeiten und dieses gerne einmal in einem interdisziplinären Kontext vorstellen möchten. Die Präsentationen sollten sich in einem zeitlichen Rahmen von 15–25 Minuten bewegen und können dazu dienen, besonders ‚knifflige‘ Fragen oder Aspekte, den möglichen Umgang mit Einzelbefunden, die methodische Herangehensweise etc. vorzustellen bzw. diskutieren zu lassen. Pro Sitzung soll stets auch Zeit eingeräumt werden, aktuelle Probleme in der eigenen Forschung anzusprechen und zu diskutieren.
Der CfP richtet sich dabei nicht nur an Wissenschaftler*innen und interessierte Studierenden aus den ARKUM anvisierten drei Disziplinen Archäologie, Geschichtswissenschaft und Geographie, sondern auch gerne an andere Fachdisziplinen (z.B. die Soziologie), die sich mit Fragen rund um Raum und Landschaft beschäftigen. Eingeladen sind auch alle diejenigen, die einfach nur Interesse am Thema und an den regelmäßigen Diskussionen haben, aber selbst nicht vorstellen möchten.
Bewerbungen für einen Vortrag in Form eines Abstracts (max. 2.000 Z.) und einer Kurzvorstellung bzw. eine Interessensbekundung für eine einfache Teilnahme richten Sie bitte bis zum 15.10.2023 an Dr. Lina Schröder, lina.schroeder@uni-wuerzburg.de.
2. Internationale wissenschaftliche Tagung der Polnisch Historischen Mission: Niemand darf in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden. Freiheit und Unfreiheit in Mitteleuropa (vom Frühmittelalter bis 1989)
Termin: 28.-29.09.2023
Tagungsort: Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg (Domerschulstraße 17, Würzburg)
Programm: http://pmh.umk.pl/de/sklaverei/programm/
Veranstalterinnen und Veranstalter:
- Polnische Historische Mission an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (Nikolaus-Kopernikus-Universität Toruń) – Dr. Renata Skowrońska
- Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Philosophische Fakultät, Lehrstuhl für Fränkische Landesgeschichte – Prof. Dr. Helmut Flachenecker, Dr. Lina Schröder
- Nikolaus-Kopernikus-Universität Toruń, Institut für Geschichte und Archivkunde, Lehrstuhl für Geschichte der skandinavischen Länder sowie Mittel- und Osteuropas – Prof. Dr. Andrzej Radzimiński
- Haus des Deutschen Ostens (HDO) in München – Prof. Dr. Andreas Otto Weber
- Max-Planck-Institut für Rechtsgeschichte und Rechtstheorie – Prof. Dr. Caspar Ehlers
- Stiftung Kulturwerk Schlesien – Lisa Haberkern M.A.
CfP
Das Recht eines jeden Menschen auf persönliche Freiheit ist ein zentrales Thema der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte”, die 1948 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet wurde. Im ersten Artikel wird betont, dass der Mensch frei, mit individueller Würde und ausgestattet mit unveräußerlichen Rechten, geboren wird: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren” („All human beings are born free and equal in dignity and rights”). In den nächsten Punkten wurden die Rechte garantiert, die die Freiheit des Menschen im weitesten Sinne ausmachen, unter anderem: persönliche Freiheit, das Recht auf Freizügigkeit, das Recht auf Arbeit und Beruf, auf Eigentum und das Recht zu heiraten. Im vierten Artikel der „Erklärung” – der zum Motto unserer Tagung wurde – wurde die Unveräußerlichkeit des Rechts auf Freiheit und Pönalisierung aller Formen von Versklavung erklärt: „Niemand darf in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden; Sklaverei und Sklavenhandel sind in allen ihren Formen verboten” („No one shall be held in slavery or servitude; slavery and the slave trade shall be prohibited in all their forms”).
Ziel der Tagung ist es, die lange Entwicklung der Idee des Rechts eines Jeden auf volle Freiheit und die Definition dieses Rechts als unveräußerlich aufzuzeigen: in der philosophischen wie rechtlichen, aber auch in der religiösen (alle Christen, unabhängig von ihrer sozialen Position, sind gegenüber Gott gleich und frei) Theorie und Praxis Mitteleuropas. Es stellt sich unter anderem die Frage, ob der in der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte” verwendete Begriff der „Sklaverei” – der auch in der Rechtsetzung der mitteleuropäischen Staaten im 19. und 20. Jahrhundert auftaucht – zu den rechtlichen und gesellschaftlichen Verhältnissen in diesen Gebieten in den vergangenen Epochen (beginnend im Frühmittelalter) richtig passt. Dabei wird es ebenso interessant sein zu sehen, auf welche Weise verschiedene Formen der Beschränkung der Freiheit der Menschen definiert und inwieweit sie rechtlich und gesellschaftlich in Bezug auf verschiedene Individuen und Gruppen akzeptiert wurden. Diesbezügliche Beispiele für Rechtfertigung der Freiheitsbeschränkung sind etwa die Untergrabung des Menschseins, der intellektuellen Möglichkeit der Selbstbestimmung oder das Zulassen einer Versklavung von Nicht-Christen. In diesem Zusammenhang scheint es außerdem ebenso wichtig, die Entwicklungen in Philosophie und Theologie zu betrachten, die die Einschränkung der Freiheit einzelner Personen sowie ethnischer, sozialer oder religiöser Gruppen rechtfertigten oder ablehnten. Beispielsweise wurde in der spanischen Neuscholastik der „Schule von Salamanca” gerade diese Ablehnung intensiv durchdacht, was zur Idee des „ius gentium” im modernen Sinne führte – nicht im Sinne eines Völkerrechts, sondern eher gedacht als ein individuelles Recht der Menschen. Letzteres führt zu weiteren Fragen: Welchen Einfluss übten die in verschiedenen Regionen der Welt stattgefundene philosophische Diskurse auf die Situation in Mitteleuropa aus? Oder welche Bedeutung hatte die Reformation mit ihren verschiedenen Auslegerungen? Die Tagung zielt darauf ab, an ausgewählten Beispielen verschiedene Gründe, Ausmaß, Umstände, Formen und Folgen der Beschränkung der Freiheit der Menschen (bis auf ihre Versklavung) aufzuzeigen. Die Referate der Tagung sollen anhand konkreter Beispiele den Prozess der Umwandlung der Idee der Sklaverei im antiken Sinne in andere Formen der individuellen und kollektiven Versklavung und deren letztendliche Negierung und Pönalisierung aufzeigen und dabei auch die aktuell geführten und sehr vielfältigen wissenschaftlichen Debatten miteinbeziehen.
Der geographische Rahmen der Tagung umfasst Mitteleuropa, wobei der Schwerpunkt auf zwei Räumen liegt: den historischen polnischen und deutschen Kultur- und Geschichtsraum. Die politischen Grenzen dieser Gebiete decken sich weitgehend mit den Territorien des Heiligen Römischen Reiches, Preußens, des Deutschen Bundes bzw. des Deutschen Reichs bis hin zur DDR und BRD sowie mit Polen (Königreich Polen, Polen-Litauen, Rzeczpospolita, Herzogtum Warschau, Kongress-Polen, Zweite Polnische Republik, Volksrepublik Polen). Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich über verschiedene Epochen, vom frühen Mittelalter bis etwa 1989.
Dieser Call for Papers richtet sich insbesondere an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Bereich der Geisteswissenschaften, aber auch an Interessierte aus anderen benachbarten Forschungsdisziplinen. Einführende, übergreifende und vergleichende Beiträge sind explizit erwünscht. Ebenso können Einzelbeispiele mit entsprechender Signifikanz auf der Tagung vorgestellt werden.
Die Tagungssprachen sind Deutsch und Englisch. Für jeden Vortrag ist eine Dauer von 20 Minuten vorgesehen. Tagungsgebühren werden nicht veranschlagt. Honorare können nicht gezahlt werden. Die Veranstalterinnen und Veranstalter bemühen sich derzeit, die Reise- und Übernachtungskosten der Referierenden sicherzustellen.
Es ist uns wichtig, dass die Referate nach der Tagung zum Druck vorbereitet werden. Die Veröffentlichung der Beiträge ist im Jahrbuch Bulletin der Polnischen Historischen Mission Nr. 19 (2024) vorgesehen.
Wir laden Sie herzlich zur Teilnahme an der Tagung ein! Bitte richten Sie Ihre Vorschläge (Anmeldeformular Link, Einwilligung zur Datenverarbeitung Link) bis zum 15. Januar 2023 per E-Mail an Dr. Renata Skowrońska (E-Mail: r.skowronska@uni-wuerzburg.de).
Die Tagung wird in Verbindung mit dem Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg und dem Kolleg „Mittelalter und Frühe Neuzeit” veranstaltet.
2022
1. Internationale wissenschaftliche Tagung der Polnisch Historischen Mission: Jeder hat das Recht, jedes Land, einschließlich seines eigenen, zu verlassen […]. Migrationsbewegungen zwischen den deutschen und polnischen Gebieten vom Mittelalter bis 1989
Termin: 19.-20.09.2022
Tagungsort: Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg (Domerschulstraße 17, Würzburg)
Programm: http://pmh.umk.pl/wp-content/uploads/2022/09/2022-Programm.pdf
Veranstalterinnen und Veranstalter:
- Polnische Historische Mission an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (Nikolaus-Kopernikus-Universität Toruń) – Dr. Renata Skowrońska
- Haus des Deutschen Ostens (HDO) in München – Prof. Dr. Andreas Otto Weber
- Nikolaus-Kopernikus-Universität Toruń, Institut für Geschichte und Archivkunde, Lehrstuhl für Geschichte der skandinavischen Länder sowie Mittel- und Osteuropas – Prof. Dr. Andrzej Radzimiński
- Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Philosophische Fakultät, Lehrstuhl für Fränkische Landesgeschichte – Prof. Dr. Helmut Flachenecker, Dr. Lina Schröder
- Universität Potsdam, Historische Institut, Professor für Allgemeine Geschichte der Frühen Neuzeit – Prof. Dr. Matthias Asche
Die Tagung wird in Verbindung mit dem Kolleg „Mittelalter und Frühe Neuzeit” veranstaltet.
CfP
In der Geschichte Mitteleuropas spielen Migrationsbewegungen, sowohl natürliche wie auch erzwungene, eine große Rolle. Die heute wohl meist bekannten historischen Wanderungen – die der vielfältigen und keinesfalls homogenen germanischen Ethnien vom 4. bis ins 6. Jahrhundert – werden in engem Zusammenhang mit dem Niedergang der weströmischen Zivilisation und dem Anfang des kulturell deutlich anders geprägten europäischen Mittelalters gedeutet. Ebenso wichtig für das historische Verständnis Polens und Deutschlands sind Wanderbewegungen der späteren Zeiten, auch wenn sie nicht im großen Ausmaß erfolgten und zum Teil heute wenig bekannt sind: Sie beeinflussten und prägten die verschiedenen Regionen, die sie betrafen. Diese Migrationsbewegungen konnten einen natürlichen Charakter haben, Teil einer Suche nach Innovationen (militärisch, religiös, wirtschaftlich) sein oder von einem tief in der Psyche des Menschen verankerten Veränderungsbedürfnis herstammen, das der Suche der einzelnen Personen, Familien oder Gruppen nach einem neuen und besseren Leben geschuldet war. Zuweilen wurden sie auch durch ungünstige externe Faktoren verschiedener Art verursacht – politischer, wirtschaftlicher oder sozialer Herkunft. Einen wichtigen Einfluss auf die Mobilität der Menschen übte die Territorial- und Staatsgewalt aus: Sie versuchte, die Bewegungen in den Territorien zu kontrollieren und zu steuern bzw. diese zur Durchsetzung politischer Ziele einzusetzen. Und so instrumentalisierten die jeweiligen Obrigkeiten bis ins späte 20. Jahrhundert – ebenso in deutschen wie in polnischen Gebieten – mit den Migrationsbewegungen: Sie lösten diese aus, verstärkten sie oder versuchten, diese zu verhindern. Die Mobilität der Bevölkerung wurde auf verschiedene Art und Weise erzwungen, gefördert, toleriert oder eben nicht akzeptiert, eingeschränkt, bis hin zu Versuchen, diese zum möglichst weitgehenden Stillstand zu bringen. Migration war somit auch ein Instrument im Sinne politischer, wirtschaftlicher und sozialer Zwecke. Die tatsächlichen Folgen der Migrationspolitik waren jedoch unvorhersehbar, Bevölkerungsbewegungen hatten oft erhebliche Auswirkungen, die nicht immer den Intentionen der Verursachenden entsprachen.
Ziel der internationalen wissenschaftlichen Tagung ist die Darstellung der Geschichte der natürlichen und erzwungenen Migrationsbewegungen zwischen den polnischen und deutschen Gebieten vom frühen Mittelalter bis zum Jahr 1989. Dabei sollen verschiedene Gründe, Quantitäten, Formen und Konsequenzen der Aus- und Einwanderungen aufgezeigt werden: Beginnend mit Beispielen für gewaltfreie gezielte An-, Aus- und Umsiedlungspolitik, bis hin zu erzwungenen Migrationsbewegungen und Flucht aus verschiedenen Gründen (Konfession, Nationalität etc.). Das Zitat im Titel der Tagung – „Jeder hat das Recht, jedes Land, einschließlich seines eigenen, zu verlassen […].“ – stammt aus dem Artikel 13 der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ (1948), in dem die Auswanderungsfreiheit sowie das Recht „in sein Land zurückzukehren“ bestätigt wurden.
Der geographische Rahmen der Tagung umfasst zwei Bereiche: den historischen polnischen und deutschen Kultur- und Geschichtsraum. Die politischen Grenzen dieser Gebiete decken sich weitgehend mit den Territorien des Heiligen Römischen Reiches, Preußens, des Deutschen Bundes bzw. des Deutschen Reichs bis hin zur DDR und BRD sowie mit Polen (Königreich Polen, Polen-Litauen, Rzeczpospolita, Herzogtum Warschau, Kongress-Polen, Zweite Polnische Republik, Volksrepublik Polen).
Untersuchungszeitraum: epochenübergreifend, vom frühen Mittelalter bis um 1989.
Dieser Call for Papers richtet sich insbesondere an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Bereich der Geisteswissenschaften, aber auch an Interessierte aus anderen benachbarten Forschungsdisziplinen. Einführende, übergreifende und vergleichende Beiträge sind explizit erwünscht. Ebenso können Einzelbeispiele mit entsprechender Signifikanz auf der Tagung vorgestellt werden.
Die Tagungssprachen sind Deutsch und Englisch. Für jeden Vortrag ist eine Dauer von ca. 20 Minuten vorgesehen. Tagungsgebühren werden nicht veranschlagt. Honorare können leider nicht gezahlt werden. Die Veranstalterinnen und Veranstalter bemühen sich derzeit, die Reise- und Übernachtungskosten der Referierenden sicherzustellen. Die Veröffentlichung der Vorträge ist im Jahrbuch „Bulletin der Polnischen Historischen Mission“ Nr. 18 (2023) vorgesehen.
Wir laden Sie herzlich zur Teilnahme an der Tagung ein! Bitte richten Sie Ihre Vorschläge bis zum 9. Januar 2022 per E-Mail an Dr. Renata Skowrońska (E-Mail: r.skowronska@uni-wuerzburg.de). Weitere Informationen: http://pmh.umk.pl/de/tagung-migration/
2021
1. Internationale wissenschaftliche Tagung der Polnisch Historischen Mission: Jeder hat das Recht auf eine Staatsangehörigkeit
Termin: 20.-21.09.2021
Tagungsort: digital
Programm: http://pmh.umk.pl/wp-content/uploads/2021/09/2021-Programm.pdf
Veranstalterinnen und Veranstalter:
- Die Tagung wurde unter der Schirmherrschaft von Frau Staatsministerin Melanie Huml und Herrn Generalkonsul Jan M. Malkiewicz veranstaltet.
- Gefördert durch die 'Deutsch-Polnische Wissenschaftsstiftung (DPWS)' und das 'Haus des Deutschen Ostens (HDO)'
- Polnische Historische Mission an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (Nikolaus-Kopernikus-Universität Toruń) – Dr. Renata Skowrońska
- Haus des Deutschen Ostens (HDO) in München – Prof. Dr. Andreas Otto Weber
- Nikolaus-Kopernikus-Universität Toruń, Institut für Geschichte und Archivkunde, Lehrstuhl für Geschichte der skandinavischen Länder sowie Mittel- und Osteuropas – Prof. Dr. Andrzej Radzimiński
- Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Philosophische Fakultät, Lehrstuhl für Fränkische Landesgeschichte – Prof. Dr. Helmut Flachenecker, Dr. Lina Schröder
- Institut für Geschichte und Archivkunde, Lehrstuhl für Geschichte der skandinavischen Länder sowie des Mittel- und Osteuropas)
CfP
Ziel der Tagung ist die Darstellung der Entwicklung des Konzepts der Staatsangehörigkeit als gegenseitiges Rechtsverhältnis zwischen dem Individuum und dem Staat unter besonderer Berücksichtigung der Situation in den polnischen und deutschen Gebieten vom Mittelalter bis um 1948 (Verkündung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte). Dabei sollen, ausgehend von Formen, die die Privilegierung bestimmter sozialer Gruppen und Schichten zum Ziel hatten (z. B. die Stadtbürgerschaft im Mittelalter und der Frühen Neuzeit), verschiedene Phasen der Entwicklung dieses Begriffes bis zu der Ausbildung eines modernen Konzepts der Staatsangehörigkeit (18.–19. Jahrhundert) und der Anerkennung dieser als eines der Grundrechte eines jeden Menschen aufgezeigt werden (Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von 1948). In diesem Zusammenhang soll auch der Entwicklung der Wahrnehmung von Rechten und Pflichten des Untertanen und des Bürgers, sowohl durch die Obrigkeit als auch die Bevölkerung bestimmter Gebiete, Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Der geographische Rahmen der Tagung umfasst zwei Bereiche – den historischen polnischen und den deutschen Kultur- und Geschichtsraum. Die politischen Grenzen dieser Gebiete decken sich weitgehend mit dem Territorium des Heiligen Römischen Reichs, Preußens, des Deutschen Bundes bzw. des Deutschen Reichs sowie Polens (Königreich Polen, Polen-Litauen, Rzeczpospolita, Herzogtum Warschau, Kongress-Polen, Zweite Polnische Republik). Untersuchungszeitraum: epochenübergreifend, insbesondere vom Mittelalter bis um 1948.
2. Europäische Grenzregionen. Neue Wege im Umgang mit historischen Raum- und Grenzkonzeptionen in der Geschichtswissenschaft
Termin: 25.-26.02.2021
Tagungsort: digital
Programm: www.hsozkult.de/conferencereport/id/fdkn-127478
Veranstalterinnen und Veranstalter:
- Dr. Lina Schröder, Markus Wegewitz M.A. (Arbeitskreis Deutsch-Niederländische Geschichte),
- Christine Gundermann (Junior-Professur für Public History/Universität zu Köln),
- Bernhard Liemann, Ilona Riek (Fachinformationsdienst Benelux/Low Countries Studies)
- gefördert durch die Fritz Thyssen Stiftung
Aus dieser Tagung ging die 'Bibliografie der Benelux-Grenzgeschichte | Bibliography of Benelux Borderlands Histories' hervor: https://www.fid-benelux.de/e-science/biblio/bbg-bbbh/
CfP
Spätestens seit dem Spatial turn stehen Raumkonzeptionen in der Geschichtswissenschaft zur Debatte. Verschiedene Studien haben in den letzten Jahren dazu beigetragen, neue Perspektiven auf historische Räume aufzuzeigen. Was für den Nationalstaat als hermetischen Rahmen historischer Analysen und Methoden galt, muss dabei auch für andere Raumkonzeptionen gültig sein: History takes place, aber wie sich das vollzieht, weicht von der einst angenommenen Selbstverständlichkeit ab und ist mittlerweile selbst zum Objekt geschichtswissenschaftlicher Untersuchung geworden.
Der von uns konzipierte Workshop hinterfragt vor diesen Prämissen den Umgang mit europäischen Grenzregionen in den Geschichtswissenschaften. Wo liegen ihre Grenzen jenseits des Topographischen? Von historischen politischen und kulturellen Konzeptionen geprägt, durch politische Grenzen zerstückelt oder zusammengefügt sowie als Raum von Kooperation und Konflikt sind sie komplexe Untersuchungsobjekte. Hier wird Simmels (1903) Aussage, Grenzen seien keine „räumliche Tatsache mit soziologischen Wirkungen, sondern eine soziologische Tatsache, die sich räumlich formt“ besonders deutlich. Grenzregionen sind daher ein Raum der Deutungskämpfe, mit denen sich auch der anstehende Historikertag an der LMU München beschäftigen wird.
Teildisziplinen wie die Global-, Regional- oder Landesgeschichte haben zu Grenzregionen unterschiedliche theoretische und methodische Zugänge entwickelt. Ob als Fallbeispiel bezüglich der Entstehung, Verbreitung und Anwendung von Technologien, Strategien oder Praktiken, als Teil einer (bilateralen) Verflechtungsgeschichte und Interaktionsraum von Nationalstaaten oder als empirische Basis einer „Geschichte von unten“: die Lesarten auf die Grenzregion sind vielfältig. Auch die Public History eröffnet besondere Perspektiven auf die Grenzregionen mit ihren besonderen Ausprägungen von Geschichtsbewusstsein und Geschichtskultur. Historische Vermittlungs- und Bildungsarbeit profitieren dort von einem unmittelbareren Zugang zu Problemen der Makrogeschichte. Damit verbunden sind häufig Erwartungen, die Überwindung vergangener Konfliktlagen zu veranschaulichen.
Für die Thematik des Workshops bedeuten Grenzregionen eine Chance, Raumperspektiven anhand differenter Fallbeispiele dar- bzw. gegenüberzustellen und zu diskutieren, denn hier greifen die klassischen Herangehensweisen oftmals nicht. Die verschiedenen Dynamiken zwischen Lokalem, Regionalem und Transnationalem sollen in die Analyse mit einbezogen werden. Mögliche Fragen und Themen können dabei umfassen:
- Gibt es ein spezifisches historisches Verständnis von Grenzregionen? Wie wird damit öffentlich umgegangen und wie wird es vermittelt?
- Was macht eine Grenzregion aus global-, regional- oder landeshistorischer Perspektive zu einer solchen? Wie wird sie hier jeweils konzeptioniert?
- Welche Ausprägungen findet die Geschichtskultur in Grenzregionen? Wie ist sie mit verschiedenen Raumkonstruktionen verknüpft und welche Akteur*innen spielen dabei eine Rolle (Museen, Vereine, Geschichtsmarketing, Bildungsinstitutionen, etc.)?
- Wo verlaufen die Grenzen innerhalb der Grenzregionen, wie interagieren die verschiedenen Grenzziehungen (sozial, politisch, kulturell) miteinander?
- Gibt es Themen, die sich besonders auf Grenzregionen auswirken, z.B. die europäische Kolonialgeschichte? Wie werden Prozesse der Inklusion und Exklusion, Multikulturalismus, soziale und ökonomische Beziehungen davon beeinflusst?
- Wie konstituieren sich regionale Identitäten? In welchem Verhältnis stehen diese zu anderen sinnstiftenden Verortungen? Und wie lassen sich diese untersuchen?
- Welche praktischen Hindernisse gibt es bei der Erforschung von Grenzregionen (unterschiedliche Archivstrukturen, Verwaltungssysteme, etc.)?
- Wie entwickeln und vernetzen sich die Verwaltungsstrukturen solcher Regionen du ihrer Städte im historischen Verlauf?
- Ist eine integrierende Perspektive auf Grenzregionen, die verschiedene geschichtswissenschaftliche Ansätze vereint, möglich oder erstrebenswert?
Diese Fragen knüpfen an die Diskussion über das Nebeneinander von Inklusion und Exklusion an kulturellen und politischen Grenzen und die Konstruktion regionaler Identitäten als Herausforderung der Public History auf den Historicidagen 2019 in Groningen an. Mit dem Workshop soll ein Format geschaffen werden, das verschiedene Teilbereiche der Geschichtswissenschaft und benachbarte Disziplinen zusammenbringt.
Organisiert wird der Workshop durch den Arbeitskreis deutsch-niederländische Geschichte (ADNG-WDNG) und die Junior-Professur für Public History an der Universität zu Köln. Kooperationspartner ist der FID Benelux.
Die Vortragsprachen sind Englisch und Deutsch. Bei Diskussion und Kommunikation möchten wir darüber hinaus rezeptive Mehrsprachigkeit (für Niederländisch und Französisch) praktizieren. Die Teilnahme am Workshop ist kostenlos. Reise- und Unterbringungskosten der Referierenden können, vorbehaltlich der Finanzierung, bis zu einer bestimmten Höhe übernommen werden. Vorschläge für Beiträge zu allen Epochen in einem geplanten zeitlichen Umfang von 20 Min. mit Titel und einem knappen CV werden in Form kurzer Exposés von maximal 500 Wörtern bis zum 15. Juni 2020 an Dr. Lina Schröder, <lina.schroeder@uni-wuerzburg.de>, erbeten.
2019
1. Organisation einer Sektion im Rahmen des niederländischen Historikertags (gemeinsam mit Dr. Markus Wegewitz)
double session at the Historicidagen Groningen 2019 in cooperation with Prof. dr. Arnoud-Jan Bijsterveld and Prof. dr. Nico Randeraad
a) New Regional History: Inclusive approaches to regions in historiography
organized by Prof. Arnoud-Jan Bijsterveld and Prof. Nico Randeraad
This session is organized in cooperation with prof. A.J.A. Bijsterveld and prof. Nico Randeraad, who proposed a controversy on the interaction between the local and the global dimension in regional history. As part of a double effort, our session aims to discuss the region as an inclusive scientific construct, bringing together historiographical, interdisciplinary and cross-border perspectives.
The inclusion of regions into historiography can be achieved from at least two different perspectives: Firstly, regions traditionally serve as “conveyors” for grand narratives, because certain topics cannot be researched without including model cases and portraying their numerous regional entanglements. Among other things, this is the case for the development of infrastructure, the emergence of ecclesiastical and secular rule, and the development of social and economic spheres. Secondly, in the field of regional history it is “[…] essential to develop its leading questions and projects from the periods of investigation themselves rather than […] to pick and choose those regions which seem to provide the most convenient answers for a superordinate question.”
This holds true for the research on so called border regions as well. In those regions, national borders can be considered merely as artefacts (Simmel), cutting historically established regional cultures in two. Those cultural regions should be treated as “agglomerations of several individual factors, blurred on their borders, at times overlapping themselves, at times separated by broad border areas, consisting of core territories and spheres of radiance, whose intensity decreases along with the distance.” This provides historians with a point of intersection, which combines both perspectives on the region as a scientific concept. Edith Ennen’s (1977) description of radiance depends on mediating institutions and takes into account not only cultural phenomena, but also political power structures and economic development. So what role do these two different perspectives play when it comes to including the region into research? This session aims to provide some answers for that question.
Therefore, regional history, will be discussed from diverse approaches. This includes different time frames, spatial contexts, and the perspective a case-study of a case-study. The program will be concluded by a commentary and an open discussion, allowing us to pick up the themes and questions from the preceding controversy. The session aims to bring together historians from the Netherlands and Germany. The proposed language is English.
b) New Regional History: Inclusive approaches to regions in historiography
organized by Dr. Lina Schröder and Markus Wegewitz
moderator: Dr. Marijn Molema / Groningen
- Infrastructure and its roots in regional history (Dr. Lina Schröder / Würzburg)
- Ecclesiastical and secular rule in its regional contexts (Prof. Dr. Caspar Ehlers / Frankfurt a. M.)
- Case study: understanding political, economic and cultural spheres from below (Dr. Korrie Melis / Hogeschool Arnhem and Nijmegen)
- Commentary (Prof. Wim van Meurs / Nijmegen)
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