Lehre
Ich bin seit dem SS 2012 durchgängig im Lehrbetrieb involviert, Lehrstationen waren bisher die Universitäten Duisburg-Essen, Würzburg, Salzburg und Bamberg.
Die Universität – Ort der Forschung UND der Lehre
Für die Universität als potentielle Arbeitsstätte habe ich mich deshalb entschieden, da sie auf für mich ganz wunderbare Weise Forschung und Lehre miteinander verknüpft. Beides verstehe ich gleichermaßen als zentrale Aufgabe meiner Profession: Innovative Forschung als zentrales Anliegen der Universitäten ist wichtig. Sie stellt die Grundlage für Wissensvermittlung, Perspektiverweiterung und kritisches Urteilsvermögen dar. Abwechslungsreiche und kreative Lehre ist jedoch genauso wichtig, denn wir bilden schließlich die Gesellschaft von morgen aus. Wenn wir Lehrenden als Vorbilder es nicht schaffen, Wissenshunger, kritisches Urteilsvermögen, Spaß am Lernen, Verantwortungsbewusstsein, Wertschätzung, Neugier, Kritikfähigkeit und vor allem Mut zum Denken zu vermitteln, wer dann? Dabei sind mir im Rahmen einer guten Lehre besonders die folgenden Aspekte sehr wichtig, wenngleich Gewichtung und Umsetzungsmöglichkeiten natürlich immer auch vom jeweiligen Thema und dem Lehrveranstaltungstyp abhängen: (1) Bedürfnisorientierung, (2) Ausreichend Zeit für kritische Diskussionen, (3) Handwerkorientiertes und fachkompetentes Arbeiten, (4) Praxisnähe sowie (5) Transparenz. Aus den einzelnen Veranstaltungen entstanden verschiedene Publikationen.
AG ‚KI in Forschung & Lehre‘
‚Künstliche Intelligenz‘ (KI) ist in aller Munde und macht auch vor hochschulbasierter Forschung und Lehre nicht Halt. Verschiedene Artikel in den vergangenen Ausgaben in der vom ‚Deutschen Hochschulverband‘ herausgegebenen Zeitschrift ‚Forschung & Lehre‘ machen deutlich, dass der diesbezügliche Anspruch an die Hochschullehrenden stetig wächst: Nicht nur sollen sie selbst KI sinn- und verantwortungsvoll für Ihre eigene Forschung nutzen, diesbezügliche Chancen und Grenzen ausloten. Auch mit Blick auf die Lehre gilt es, den Studierenden dementsprechende Kompetenzen zu vermitteln, sie für eine verantwortungsvolle Nutzung zu sensibilisieren.
Dabei sind viele Fragen offen: Diese betreffen nicht nur die ‚gute wissenschaftliche Praxis‘ (Stichworte: Science Tracking, Eigenleistung und Plagiat) oder geeignete Tools und ihre Funktionalität, sondern auch Aspekte wie Nachhaltigkeit. Denn was bisher nicht diskutiert wird ist der Umstand, dass sich KI nach und nach zu einem sehr großen Energieverbraucher entwickelt und das in Zeiten, wo allgemein Energie- und Ressourcensparen angesagt ist.[1] Mit Blick auf die ‚gute wissenschaftliche Praxis‘ bewegen sich dabei Forschende, Lehrende und Studierende mangels klarer und einheitlicher ‚Richtlinien zur Nutzung generativer Künstlicher Intelligenz an Hochschulen‘ und der eigenen Kompetenz in dieser Angelegenheit nicht selten in einer Grauzone,[2] in der gerade auch vor dem Hintergrund der Zunahme von ‚Fake News‘ Konflikte und unnötige gegenseitige Verdächtigungen vorprogrammiert sind und der Wissenschaft als solcher bei der ohnehin schon zunehmenden wissenschaftskritischen Haltung innerhalb der Bevölkerung ein weiterer Vertrauensverlust zu drohen scheint.
Ziel der sich digital (ZOOM) treffenden Arbeitsgruppe ist es entsprechend, Herausforderungen, Chancen und Problemfelder im Bereich von Forschung und Lehre im Kontext der potentiellen Anwendung von KI aufzuzeigen, verschiedene, sich bereits im Umlauf befindliche Tools zusammenzutragen und bezüglich ihrer Leistungsfähigkeit, Vor- und Nachteile, Gefahren und Risiken kritisch zu bewerten sowie darauf aufbauend insbesondere für die Lehre Ideen zu entwickeln, wie KI sinn- und verantwortungsvoll im Sinne einer Kompetenzerweiterung eingesetzt werden kann, ohne dabei die ‚gute wissenschaftliche Praxis‘ zu untergraben. Vor dem Hintergrund nicht selten fehlender Unterstützung durch die Wissenschaftsministerien und Hochschulen handelt es sich hier also um eine Art ‚Selbsthilfegruppe‘.
Treffen im WS 2025/26:
Fr., 28.11.2025, 16:00 st (!)–17:30 Uhr
Fr., 30.01.2026, 16:00 st (!)–17:30 Uhr
Im WS 2025/26 beschäftigen wir uns mit dem Thema ‚KI vor dem Hintergrund heutiger und zukünftiger Kompetenzen von Historikerinnen und Historikern‘. Die folgenden Aspekte stehen dabei im Mittelpunkt:
- Welche Kompetenzen erachten wir mit Blick auf Forschung & Lehre als zentral? Wie wirkt sich KI auf diese aus?
- Mit welchen Konzepten kann ich Kompetenzerhalt in der Lehre begegnen?
- Inwiefern benötigt die (sinnvolle) Verwendung von KI Kompetenzen jenseits des ‚klassisch‘ historischen Profils? Inwiefern gibt es Überschneidungen mit den Digital Humanities?
28.11.
Auf Basis eines Artikels aus den NY Times vom 26.08.2025 soll eine offene Diskussion stattfinden. Ausgang sollen neben besagtem Artikel die folgenden Beobachtungen sein:
Forschung und Lehre, sollten...
... a) Studierenden die Kompetenz ‚Denken‘ beibringen, das geht mit und ohne Denkwerkzeuge. KI ‚funkt‘ in die Konstellation rein, weil sie sich als Denkergebnis gibt (dabei selten Denken oder Denkwerkzeug und nie das Denkenlernen ersetzt)
... b) neues Wissen erzeugen. KI selbst wiederholt, ist in diesem Sinn konservativ. Ob die Entwicklung von KI Neues (neue KI) erzeugt, ist möglich aber auch gar nicht so sicher.
30.01.
Bei diesem Treffen wenden wir uns der Praxis zu. Drei KollegInnen stellen in 5-max. 10 Min. ein KI-Beispiel aus der aktuellen Lehre vor. Auf der Basis der Diskussion am 28.11. sind den Präsentationen die folgenden Leit- und zugleich Diskussionsfragen zugrunde gelegt:
1. Welche methodischen Ziele, Fähigkeiten sowie Fachinhalte aus der Geschichtswissenschaft sollten vermittelt werden?
2. Wurden diese Ziele, Fähigkeiten bzw. Inhalte über KI vermittelt, da es keine sinnvolle Alternative gab oder um der gezielten Nutzung der KI Willen?
3. Welche technischen/rechtlichen/organisatorischen etc. Herausforderungen mussten bei der Planung berücksichtigt werden, wie viel Zeit wurde für diese Einheit eingeplant?
4. Welche Aussage bezüglich KI sollten am Ende die Studierenden mitnehmen?
5. Was war nach eigenem Erleben gelungen, wo gab es unerwartete Schwierigkeiten, Reaktionen etc.?
Bei Interesse melden Sie sich gerne bei Lina Schröder (lina.schroeder@uni-wuerzburg.de), Sie erhalten dann einen entsprechenden Zugangslink und den Text zum digitalen Meeting.
[1] Siehe beispielsweise Dauvergne, Peter: Is artificial intelligence greening global supply chains? Exposing the political economy of environmental costs. Review of International Political Economy/29/3 (2020), S. 696–718, https://doi.org/10.1080/09692290.2020.1814381.
[2] Lindner, Marlit A./Weßels, Doris: Vom Problemfall zur Lösung. Zur Ausgestaltung von Richtlinien zur Nutzung generativer Künstlicher Intelligenz an Hochschulen, in: Forschung & Lehre/2 (2025), S. 32–35; Holtmannspötter, Dirk et al.: Science Tracking. Eine neue Herausforderung für die Wissenschaft, in: Forschung & Lehre/2 (2025), S. 38–39; Krauss, Patrick/Schilling, Achim: Synergie von Gehirn und Maschine durch KI. Welche Chancen bietet interdisziplinäre Forschung und Lehre durch Künstliche Intelligenz? In: Forschung & Lehre/2 (2025), S. 40–41.
Lehrprojekte
Aktuell
Die Elektrifizierung des Alltags (Stand Sep. 2024)
(Studienprojekt mit Studierenden der Universitäten Würzburg und Salzburg)
Das Projekt wird gefördert durch: Fachbereich Geschichte Salzburg, Stadt Salzburg, STV Salzburg, GSU, GTG, KWG – Kraftwerk Glatzing, Stern & Hafferl Verkehrsgesellschaft, DAAD, Salzburger Firma Kaupa Stingeder Montageservice OG, Bundesministerium für Bildung und Forschung), Sparkassenstiftung Würzburg
Aktivitäten:
Winter 2025: Sammelband in der Reihe ‚Studien zur Geschichte von Technik, Arbeit und Umwelt‘ (hg. v. Marcus Popplow und Torsten Meyer)
Herbst 2025: Schriftliches Interview mit der 'Heinrich-Böll-Stiftung'
Frühjahr 2025: Podcast aller Workshopteilnehmer*innen
Feb. 2024: Studienprojekt (internationaler Workshop) mit geplantem Sammelband (in Salzburg, gemeinsam mit Martin Knoll und Dieter Schott): Die Elektrifizierung des Alltags: Was hat die Energiewende vor 120 Jahren mit der aktuellen gemeinsam?
WS 2021/22 & WS 2022/23: zwei Seminare an den Universitäten Würzburg und Salzburg
Ziel ist ein gemeinsamer Sammelband, an dem Studierende aus den beiden Universitäten Würzburg und Salzburg partizipieren. Die Grundlage sind zwei durchgeführte Lehrveranstaltungen zum Thema ‚Die Elektrifizierung des Alltags‘ (WS 2020/21 Universität Würzburg, WS 2022/23 Universität Salzburg). In diesen setzten sich Würzburger und Salzburger Studierende mit den Konsequenzen der Elektrifizierung, angefangen im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts bis zum Zweiten Weltkrieg, auseinander. U. a. standen Fragen nach der Rolle der verschiedenen Weltausstellungen in Europa (z. B. Paris, Wien, München), nach der gesellschaftlichen Adaption (Fortschritts- versus Angstdiskurse), der konkreten Umsetzung, nach neuen Anwendungen (z. B. Tourismus) usw. im Fokus. Die von den Studierenden angefertigten Hausarbeiten dienen nun als Grundlage für die jeweiligen Aufsätze. Der Band soll dabei eine europäische Perspektive einnehmen, die Kooperation Deutschland-Österreich stellt hier den Anfang dar.
Vorausgehen wird der redaktionellen Arbeit am Sammelband ein gemeinsamer Workshop an der Universität Salzburg, zu dem auch weitere Interessenten aus der Wissenschaft eingeladen werden. Ziel der Veranstaltung ist es, die einzelnen Themen der Aufsätze für den Sammelband vorzustellen und zu diskutieren, gemeinsam Themenblöcke zu konzipieren sowie ggf. weitere Beiträge für den Band zu gewinnen. Das Projekt findet in Kooperation mit Prof. Dr. Dieter Schott (TU Darmstadt) und Prof. Dr. Martin Knoll (Universität Salzburg) statt.
Abgeschlossen
Herrschaftlicher Anspruch und öffentlicher Nutzen. Die Rolle (städtischer) Einrichtungen und natürlicher Ressourcen im epochenübergreifenden Vergleich – ein Publikationsprojekt mit Studierenden der Universität Würzburg
Das Projekt wurde durch den Geschichts- und Kunstverein Aschaffenburg e.V., den Bezirk Unterfranken, den Verschönerungsverein Würzburg e.V. und die Sparkassen-Stiftung Würzburg gefördert.
Die Komplexität des Dreiecksverhältnisses zwischen landesherrlicher Obrigkeit, städtischen und dörflichen Entscheidungsträgern und den bürgerlichen und nicht bürgerlichen Untertanen im Mittelalter und in der Neuzeit stellt für die Geschichtsschreibung eine Herausforderung dar. Anhand konkreter Beispiele städtischer und ländlicher Einrichtungen wie etwa Wasserleitung, Rathaus, Universität, Hafenanlagen oder – mit Blick auf die Ressourcen – Waldnutzung werden Herrschaftsstrukturen und gegenseitige Abhängigkeiten von Obrigkeit und Nutzerschaft in Einzelanalysen deutlich gemacht. Den Untersuchungen zu Objekten im fränkischen Raum werden, mit der Absicht des regionenübergreifenden Vergleichs, zwei Beiträge mit Bezug auf das Herzogtum Kleve bzw. auf das Siegerland gegenübergestellt. Der Betrachtungszeitraum der Arbeiten erstreckt sich vom Spätmittelalter bis in das 20. Jahrhundert. Eine thematisch facettenreiche, wissenschaftlich fundierte Sammlung quellenorientierter Aufsätze.
Der Sammelband ist beim Würzburger Verlag Königshausen & Neumann Würzburg im September 2023 erschienen.
'Es klappert die Mühle am rauschenden Bach...': Die Getreidemühle als Infrastrukturzelle? (SS 2016)
Vgl. dazu: Schröder, Lina: Cultural landscapes: Getreidemühlen am Niederrhein und im Hochstift Würzburg Vergleichende Landesgeschichte in der Praxis. In: Niederrhein-Magazin/23 (2017), S. 30–32, Open-Access: https://www.uni-due.de/imperia/md/content/inkur/nr_magazin_23_2017_04.pdf.
Im Sinne einer vergleichenden Landesgeschichte wurden nach einer gemeinsamen Erarbeitung des aktuellen Forschungsstandes zur Infrastruktur-Geschichte exemplarisch Getreidemühlen der Rhein-Maas-Region mit solchen des Hochstifts Würzburg zwischen 1648–1750 verglichen. Dabei erarbeiteten Studierende des Historischen Instituts der Universität Duisburg-Essen text- und internetgestützt vier Beispiele in der Rhein-Maas-Region, während die Studierenden des Historischen Instituts der Universität Würzburg drei Mühlenbeispiele des Hochstift Würzburg analysierten. Insbesondere standen hierbei die jeweilige „Hard- und Software“ der Netzwerkzelle „Mühle“, ihre Funktionen, ihre direkten Nachbarzellen sowie die Initiatoren/Betreiber und Nutzer im Fokus. Die einen ersten regionalen Überblick gebenden Ergebnisse wurden kartographisch aufbereitet und am Ende des Semesters in Form einer PP-Präsentation uniübergreifend miteinander verglichen und diskutiert. Die Ergebnisse sollten dabei in Form einer History-Slam-Präsentation für den jeweiligen anderen Kurs aufbereitet werden.
Einführung in die Infrastruktur-Geschichte im Rahmen kleiner Forschungen im Archiv (SS 2015)
Im Rahmen dieser Übung erhielten Studierende nicht nur die Möglichkeit, sich mit den Forschungsansätzen der Infrastruktur-Geschichte (ISG) auseinanderzusetzen, sondern zugleich auch die praktische Arbeitsweise des Historikers im Archiv einzuüben. Im Landesarchiv NRW, Abteilung Rheinland in Duisburg, wurden nach einer theoretischen Einführung in die Grundlagen der ISG sowie in die Thematik der beiden von den Studierenden ausgewählten Beispiele an drei Vormittagen exemplarisch die Bestände zu zwei Außenseitergruppen durchforstet: zum einen standen Räuber- und Diebesbanden im Großherzogtum Berg aus Sicht der Polizeibehörden im 18. Jahrhundert, zum anderen die Zeugen Jehovas aus der Perspektive der Gestapoleitstelle Düsseldorf für die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen im Fokus der Untersuchung.
Die Studierenden gingen davon aus, dass beide besagten Außenseitergruppen von den jeweiligen Obrigkeiten durch ihr Bestehen und ihre Aktivitäten als eine Art Bedrohung des eigenen Herrschaftssystems wahrgenommen wurden, welche es mittels einer entsprechenden Handlungsinfrastruktur zu eliminieren galt. Diese greifbar zu machen und zu dokumentieren, war nun das Ziel der jeweiligen Untersuchungen. Die Forschungsergebnisse wurden im Rahmen zweier Aufsätze in der Jubiläumsausgabe Nr. 20 des Niederrhein-Magazins publiziert.
Rezensionen lesen und schreiben – eine praxisorientierte Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten an der Universität Duisburg-Essen
Vgl. dazu: Schröder, Lina: Rezensionen lesen und schreiben. Eine praxisorientierte Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten an der Universität Duisburg-Essen, Literaturkritik.de/3 (2015), Open-Access: http://literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=20392.
Im Wintersemester 2015/16 wurde für die Studierenden der Geschichtswissenschaft an der Universität Duisburg-Essen zum fünften Mal in Folge die Übung „Historische Rezensionen lesen und schreiben“ angeboten, im WS 2016/17 erstmals nun an der Universität Würzburg. Der Gedanke, die im Rahmen der Übung erarbeiteten Besprechungen wissenschaftlicher, zum geringeren Teil auch populärwissenschaftlicher oder literarischer Publikationen tatsächlich auch zu veröffentlichen, stieß bei der Essener Redaktion von literaturkritik.de auf Interesse. Inhaltlich galt es vor allen Dingen, die traditionell eher „trockene“ Einführung in das wissenschaftliche Rüstzeug des Historikers spannend zu gestalten. Die Studierenden wählen zu Semesterbeginn meistens zu zweit einen Besprechungstitel aus, das Buch wird dann im Verlaufe des Semesters buchstäblich 'auseinandergenommen'. An dieser Stelle sei den Buchverlagen gedankt, die im Rahmen eines Vertrauensvorschusses das Projekt immer wieder durch die Zusendung der gewünschten Besprechungstitel z.T. in doppelter Ausfertigung unterstützen.
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