Veranstaltungen aktuell

1. Interdisziplinäres Kolloquium ARKUM – Fachdisziplinen im Gespräch!

Termine: Mo, 17:15 Uhr an den folgenden Terminen: 15.04., 22.04., 13.05., 27.05., 10.06., 24.06., 08.07.

Programm: https://www.uni-bamberg.de/fileadmin/histgeo/ARKUM/Veranstaltungen/Programm_Digitales_Kolloquium_ARKUM_SS_2024.pdf

 

CfP

‚Grenzen und Kulturlandschaft‘. Digitales Kolloquium ‚ARKUM – Fachdisziplinen im Gespräch!‘ – Sommersemester 2024

Mo, 17:15 Uhr an den folgenden Terminen: 15.04., 22.04., 13.05., 27.05., 10.06., 24.06., 08.07.

Im Sommersemester 2024 lädt der ‚Arbeitskreis für historische Kulturlandschaftsforschung in Mitteleuropa e.V.‘ (ARKUM) Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Disziplinen und Qualifizierungsstufen zum digitalen Kolloquium zum Thema ‚Grenzen und Kulturlandschaft‘ ein. Das Kolloquium hat im vergangenen Semester zum ersten Mal stattgefunden und sich intensiv mit dem Thema ‚Raum und Kultur-Landschaft‘ beschäftigt. Das Ziel dieses Formats fokussiert einen regelmäßigen digitalen Austausch, der verschiedene fachliche Perspektiven auf das jeweilige Thema beleuchtet und zur kritischen Diskussion einlädt.[1] Dabei stehen gezielt solche Themen im Vordergrund, die aktuell eine fachübergreifende Erforschung erfahren – so auch das Thema ‚Grenze‘.

Grenzen wurden in den vergangenen Dekaden von unterschiedlichen Fachrichtungen untersucht und mit verschiedenen Ansätzen definiert und interpretiert. Dabei wurden sie in den zurückliegenden Jahren in den politischen Leitlinien von ‚Trennungslinien‘ hin zu ‚Kontaktzonen‘ bzw. ‚Grenzräumen‘ umdefiniert, in denen es neue kulturelle und soziale Phänomene zu entdecken gibt. Das Wort ‚Grenze‘ stammt vom altslavischen Wort ‚granica‘ (polnisch, bulgarisch, bosnisch) bzw. ‚graniza‘ (russisch, bulgarisch) ab und bezeichnet (Beginn und) Ende eines Raumes (Schmieder 2021, 30; Tohidipur 2021, 299). Aus anthropologischer Sicht ist laut Isensee (2018) der Mensch „seiner Wesensverfassung nach auf Grenzen angewiesen. Mit dem gleichen Recht, mit dem er als politisches Wesen definiert wird, könnte man ihn auch als grenzbedürftiges Wesen kennzeichnen.“ Grenzen sind für den Menschen nach Isensee damit lebensnotwendig, sich im Feld der Möglichkeiten zu orientieren, „um überhaupt etwas von dem zu verwirklichen, was er an sich leisten könnte und leisten möchte“ (Isensee 2018, 20; vgl. hierzu auch Rau 2020, 309). Denn Grenzen erzeugen Differenz und erzwingen damit implizit eine Beobachtung des Unterschiedenen (Schwell 2021, 268; Pötsch 2021, 283).

Gerst und Krämer (2019) machen zudem auf die „wirkmächtige Arbeitsteilung“ mittels der Disziplinen ‚Border(land) Studies‘ und ‚Studies of Boundaries‘ aufmerksam: Grenzen im Sinn der ‚Border(land) Studies‘ bedeuten so vor allem politisch-territoriale Demarkationen oder andere räumliche Grenzkonstellationen. Aus der Warte der ‚Studies of Boundaries‘ lassen sich jedoch ebenso sozio-symbolische sowie kulturelle Grenzen untersuchen (Gerst/Krämer 2019, 50 f.; Rau 2020, 309, 313). Innerhalb der Grenzforschung, vor allem in den angloamerikanischen Debatten, herrscht dabei über die Gleichsetzung bzw. die unterschiedliche Verwendung der Begriffe ‚border‘, ‚boundary‘ und ‚frontier‘ Uneinigkeit: Während der äquivalente Gebrauch immer üblicher wird, bezeichnet in der eher traditionellen ‚Politischen Geographie‘ ‚border‘ den die Grenzlinie (= ‚boundary‘) beiderseitig umschließenden Grenzraum und ‚frontier‘ den Grenzbereich auf einer Seite, der durch die Orientierung über die Grenze hinaus variabel ist (Schetter 2021, 240–53).

Verschiedene Grenzperspektiven ergeben sich auch in Bezug auf ‚natürliche‘ Grenzziehungen. Knoll (2019) hebt beispielsweise die Bedeutung der Ambivalenz eines Flusses bezüglich der Grenzthematik hervor, wenn er über diesen schreibt: „Er ist in seiner Längsrichtung ein verbindendes Element, insbesondere war er das in jenen Zeiten, die auf den Wasserweg angewiesen waren. Gleichzeitig ist ein Fluss [je nach Größe!] ein Verkehrshindernis in seiner Querrichtung – übrigens auch dann, wenn er keine politische Grenze bildet“ (Knoll 2019, 82; vgl. ferner Hardt 2005/19). Gerade der vormoderne Fluss als topographische Demarkation (Geofaktor) stellt also eine besondere Art der Grenze dar, wenngleich er ein schönes Beispiel für eine „Grenze auf Zeit“ (Schindler 2021, 335) ist. Ursprünge ‚natürlicher‘ Grenzen finden sich also auch in den Geofaktoren, z.B. im Klima und damit auch in der Flora und Fauna. Mit zu berücksichtigen sind ebenso durch diese (mit)verursachte Grenzveränderungen (z.B. Kleine Eiszeit, Hochwasser, Erdbeben, neue Tier- oder Pflanzenarten durch sich veränderndes Klima etc.). Zu Grenzen werden von der Natur vorgegebene Elemente allerdings, wie das Beispiel Fluss zeigt, erst durch konkret erfahrbare Einschränkungen und/oder durch eine Interpretation der Menschen, die z.B. einen Fluss bewusst zu einer territorialen Grenze deklariert.

Zu den im Zweiwochenrhythmus stattfindenden 90-minütigen, digitalen Treffen (ZOOM) sind alle diejenigen regelmäßig eingeladen, die ein Thema im Rahmen des oben beschriebenen Forschungsrahmens bearbeiten und dieses gerne in einem interdisziplinären Kontext vorstellen und diskutieren möchten. Die Präsentationen sollen sich in einem zeitlichen Rahmen von maximal 35 Minuten bewegen und dazu dienen, besonders ‚knifflige‘ Fragen oder Aspekte, den möglichen Umgang mit Einzelbefunden, die methodische Herangehensweise (u.a. in Forschungsprojekten, Studien) etc. vorzustellen und zu diskutieren. In jeder Sitzung ist auch stets Zeit vorgesehen, nach Bedarf aktuelle Herausforderungen in der eigenen Forschung anzusprechen. Der Austausch soll also dazu dienen,

  • durch die regelmäßigen Diskussionen zu verstehen, wie die Fachkolleg*innen bestimmte Begriffe/Konzepte – hier den Grenzbegriff – denken, welche Rolle diese in ihrem Fach spielen
  • durch die anderen fachlichen Perspektiven eine Erweiterung des eigenen Horizontes zu erfahren
  • einen generellen Einblick in die jeweiligen Fachdiskussionen (z.B. auch über eventuelle Kontroversen) zu erhalten
  • zu verstehen, wie die anderen Disziplinen zu ihren Ergebnissen gelangen (Methodik, Quellen) und Mittel und Wege zu finden, diese Ergebnisse sinnvoll in die eigene Forschung zu integrieren

Der CfP richtet sich dabei an Wissenschaftler*innen aus Archäologie, Geschichtswissenschaft und Geographie, sowie andere Fachdisziplinen (z.B. die Soziologie), die sich mit Fragen rund um Grenzen und Kulturlandschaft beschäftigen. Eingeladen sind auch alle diejenigen, die einfach nur Interesse am Thema und an den regelmäßigen Diskussionen haben, aber selbst nicht vorstellen möchten. Bewerbungen für einen Vortrag in Form eines Abstracts (max. 2.000 Z.) und einer Kurzvorstellung bzw. eine Interessensbekundung für eine einfache Teilnahme richten Sie bitte bis zum 31.03.2024 an Dr. Lina Schröder, lina.schroeder@uni-wuerzburg.de.

 

Literatur (Auswahl)

Gerst, Dominik/Krämer, Hannes: Die methodologische Fundierung kulturwissenschaftlicher Grenzforschung. In: Kleinmann, Sarah (u.a. Hgg.): Kontaktzonen und Grenzregionen. Kulturwissenschaftliche Perspektiven (Kleine Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunde/38), Leipzig 2019, S. 47–70.

Hardt, Matthias: Sichtbar gemacht – Elbe und Saale als Grenze des Kaiserreiches Karls des Großen. In: Ludowici, Babette (Hg.): Saxones. Eine neue Geschichte der alten Sachsen. Darmstadt 2019, S. 284–286.

Hardt, Matthias: Zur Konzeption der Elbe als Reichsgrenze im frühen und hohen Mittelalter. In: Carnap-Bornheim, Claus von/Friesinger, Herwig: Wasserwege: Lebensadern – Trennungslinien (Schriften des archäologischen Landesmuseums, Ergänzungsreihe/3), Neumünster 2005, S. 193–209.

Isensee, Josef: Grenzen: zur Territorialität des Staates. Berlin 2018.

Knoll, Martin: ‚Natürliche‘ Grenzen? Zur Erfahrung von Region und Territorium in der Frühen Neuzeit, in: Kuhn, Barbara/Winter, Ursula (Hg.): Grenzen, Annäherungen an einen transdisziplinären Gegenstand, Würzburg 2019, S. 81–99.

Pötzsch, Holger: Grenzen und Technologie. In: Gerst, Dominik (u.a. Hgg.): Grenzforschung. Handbuch für Wissenschaft und Studium (Border Studies. Cultures, Spaces, Orders/3), Baden-Baden 2021, S. 283–296.

Rau, Susanne: Grenzen und Grenzräume in der deutschsprachigen Geschichtswissenschaft. In: Francia/47 (2020), S. 307–321.

Schetter, Conrad/Müller-Koné, Marie: Frontier – ein Gegenbegriff zur Grenze? In: Gerst, Dominik (u.a. Hgg.): Grenzforschung. Handbuch für Wissenschaft und Studium (Border Studies. Cultures, Spaces, Orders/3), Baden-Baden 2021, S. 240–253.

Schindler, Larissa: Grenze und Mobilität – ein vielfältiges Forschungsgebiet. In: Gerst, Dominik/Klessmann, Maria/Krämer, Hannes (Hg.): Grenzforschung. Handbuch für Wissenschaft und Studium (Border Studies. Cultures, Spaces, Orders/3), Baden-Baden 2021, S. 331–344.

Schmieder, Falko: Entwicklungslinien einer interdisziplinaren Begriffsgeschichte von Grenze. In: Gerst, Dominik/Klessmann, Maria/Krämer, Hannes (Hg.): Grenzforschung. Handbuch für Wissenschaft und Studium (Border Studies. Cultures, Spaces, Orders/3), Baden-Baden 2021, S. 29–49.

Schwell, Alexandra: (Un-)Sicherheit und Grenzen. In: Gerst, Dominik (u.a. Hgg.): Grenzforschung. Handbuch für Wissenschaft und Studium (Border Studies. Cultures, Spaces, Orders/3), Baden-Baden 2021, S. 267–282.

Tohidipur, Timo: Grenzen im Spiegel des Rechts. In: Gerst, Dominik (u.a. Hgg.): Grenzforschung. Handbuch für Wissenschaft und Studium (Border Studies. Cultures, Spaces, Orders/3), Baden-Baden 2021, S. 297–315.

 

[1] Organisiert durch David Fuchs (Geograph), Gerrit Himmelsbach (Archäologe/Historiker), Robert Lämmchen (Geograph) und Lina Schröder (Historikerin).

 

2. 'Niemand darf der Folter oder grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe unterworfen werden'. Folter und das Verbot der Folter in Mitteleuropa (bis 1989)

 

  • Internationale wissenschaftliche Tagung der Polnisch Historischen Mission
  • Termin: 23. und 24. September 2024 (Montag und Dienstag)
  • Tagungsort: Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg (Domerschulstraße 17, Würzburg)
  • Veranstalter:

    • Polnische Historische Mission an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (Nikolaus-Kopernikus-Universität Toruń) – Dr. Renata Skowrońska
    • Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Philosophische Fakultät, Lehrstuhl für Fränkische Landesgeschichte – Prof. Dr. Helmut Flachenecker, Dr. Lina Schröder
    • Nikolaus-Kopernikus-Universität Toruń, Institut für Geschichte und Archivkunde, Lehrstuhl für Geschichte der skandinavischen Länder sowie Mittel- und Osteuropas – Prof. Dr. Andrzej Radzimiński
    • Haus des Deutschen Ostens (HDO) in München – Prof. Dr. Andreas Otto Weber
    • Stiftung Kulturwerk Schlesien – Lisa Haberkern MA

    Die Tagung wird in Verbindung mit dem Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg und dem Kolleg „Mittelalter und Frühe Neuzeit” veranstaltet.

 

CfP

In der modernen internationalen Gesetzgebung gilt die Garantie der Nichtanwendung von Folter durch den Staat als eines der Grundrechte jedes Menschen. Das Folterverbot ist unbestreitbar, eindeutig und absolut. Es ist nicht möglich, den Einsatz von Folter durch außergewöhnliche Umstände (zum Beispiel ein öffentliches Interesse, drohende Terroranschläge, Kriegszustand) zu rechtfertigen. Einen besonderen Einfluss auf die Formulierung moderner Gesetze zum Folterverbot hatte die 1948 von den Vereinten Nationen verabschiedete Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Darin heißt es lakonisch und zugleich äußerst zutreffend: „Niemand darf der Folter oder grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe unterworfen werden“ (Artikel 5). In Dokumenten, die die Vereinten Nationen in den folgenden Jahrzehnten verabschiedeten – insbesondere in der Erklärung über den Schutz aller Personen vor Folter und anderer grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe von 1975 und dem Übereinkommen gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe von 1984 – wurde versucht, den Begriff der Folter näher zu erläutern sowie konkreter anzugeben, um welche Taten es sich dabei handeln könnte. Es wird präzisiert, dass Folter eine vorsätzliche Zufügung von Schmerzen durch Personen ist, die den Staat repräsentieren (durch die Personen direkt, mit deren Zustimmung oder Weisung) bzw. der Erreichung eines bestimmten Ziels (zum Beispiel der Beschaffung von Informationen) dient. Staat, Schmerzen und die absichtliche und zielorientierte Natur der Folter wurden entsprechend dezidiert in einen unmittelbaren Kontext gestellt. Diese Rechtsakten wurden auch von Polen, Deutschland und anderen mitteleuropäischen Ländern ratifiziert. Die Einführung eines absoluten Folterverbots ist zweifellos eine der größten Errungenschaften der Zivilisation, ein Triumph der humanistischen Philosophie, deren Wurzeln, bezogen auf Europa, bis ins antike Griechenland zurückreichen.

Ziel der Tagung ist es, die Geschichte der Anwendung und des Verbots der Folter in Theorie und Praxis mitteleuropäischer Länder, insbesondere auf polnischen und deutschen Gebieten, im Zeitraum bis etwa 1989 darzustellen. In den vergangenen Jahrhunderten gab es intensive Diskussionen über die Bedeutung der Folter in der Justiz, ihren Zweck und Sinn. Die Regeln und die Form ihrer Anwendung wurden unterschiedlich festgelegt – je nach Art der Straftat, Merkmalen und Stellung der verdächtigen Person. Diese Debatten fanden ihren Niederschlag sowohl in der weltlichen Gesetzgebung als auch den kirchlichen Rechtsnormen. Sie beeinflussten ebenso die Auslegung des Gesetzes in der Praxis. Zu den Themen, die während der Tagung diskutiert werden, gehören gleichermaßen Fragen zum antiken Erbe sowie zu rechtlichen Lösungen, die zu verschiedenen Zeiten bezüglich der Anwendung von Folter und ihrem Verbot im Kontext bestimmter Personen und sozialer Gruppen angenommen wurden. Interessant ist auch, was in verschieden Epochen unter gerechtfertigter Folter gemeint war. Was war ihr Zweck: Schuld einzugestehen, Informationen zu verschaffen, Menschen zu bestimmten Maßnahmen zu zwingen, sie einzuschüchtern? Wurden die durch Folter gewonnenen Informationen als wertvoll betrachtet (Schuldgeständnis oder Aussagen gegen andere Personen)? Inwieweit wurde berücksichtigt, dass verschiedene Formen der Bestrafung (z. B. Aufspießen) Anzeichen eines unnötigen Sadismus aufweisen können, und wurde versucht, sie einzuschränken? Ein wichtiges Thema bilden Veränderungen in Philosophie und Theologie, die zur Einschränkung und letztendlich zum Verbot der Folter führten, sowie Beispiele für die Verletzung des Verbotes durch Herrschaften und moderne Staaten (bis 1989). Die während der Tagung dargestellten Referate sollen es ermöglichen, anhand konkreter Beispiele den Entstehungsprozess der Idee eines vollständigen und absoluten Folterverbots unter Berücksichtigung aktueller wissenschaftlicher Forschung zu skizzieren.

Der geographische Rahmen der Tagung umfasst Mitteleuropa, wobei der Schwerpunkt auf zwei Räumen liegt: auf dem historischen polnischen und deutschen Kultur- und Geschichtsraum. Die politischen Grenzen dieser Gebiete decken sich weitgehend mit den Territorien des Heiligen Römischen Reichs und den Ländern außerhalb seiner Grenzen (Deutschordensland in Preußen, Herzogtum Preußen, Königreich Preußen und die Schweiz), des Deutschen Bundes bzw. des Deutschen Reichs bis hin zur Deutschen Demokratischen Republik und zur Bundesrepublik Deutschland sowie mit Polen (Königreich Polen, Polen-Litauen, Rzeczpospolita, Herzogtum Warschau, Kongress-Polen, Zweite Polnische Republik, Volksrepublik Polen). Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich über verschiedene Epochen, vom frühen Mittelalter bis etwa 1989.

  • Dieser Call for Papers richtet sich insbesondere an Wissenschaftler:innen aus dem Bereich der Geisteswissenschaften, aber auch an Interessierte aus anderen benachbarten Forschungsdisziplinen. Einführende, übergreifende und vergleichende Beiträge sind explizit erwünscht. Ebenso können Einzelbeispiele mit entsprechender Signifikanz auf der Tagung vorgestellt werden.
  • Die Tagungssprachen sind Deutsch und Englisch. Für jeden Vortrag ist eine Dauer von 20 Minuten vorgesehen. Tagungsgebühren werden nicht veranschlagt. Honorare können nicht gezahlt werden. Die Veranstalterinnen und Veranstalter bemühen sich derzeit, die Reise- und Übernachtungskosten der Referierenden sicherzustellen.
  • Es ist uns wichtig, dass die Referate nach der Tagung zum Druck vorbereitet werden. Die Veröffentlichung der Beiträge ist im Jahrbuch Bulletin der Polnischen Historischen Mission Nr. 20 (2025) vorgesehen.

Wir laden Sie herzlich zur Teilnahme an der Tagung ein! Bitte richten Sie Ihre Vorschläge (Anmeldeformular: Teil 1 und Teil 2) bis zum 15. Januar 2024 per E-Mail an Dr. Renata Skowrońska (E-Mail: renata.skowronska@uni-wuerzburg.de).

 

3. Region ganzheitlich denken: der Einfluss von Geofaktoren auf die Gestaltung von Kulturlandschaften im Kontext interdisziplinärer Forschung

Internationale, interdisziplinäre wissenschaftliche Tagung vom 2. bis 4. April 2025 in Kiel

Organisation: Dr. Lina Schröder (Salzburg) und Dr. Evelien Timpener (Gießen)

Kooperationspartner: Lehrstuhl für Regionalgeschichte mit Schwerpunkt Schleswig-Holstein an der Universität Kiel (Prof. Dr. Oliver Auge), AG Landesgeschichte im ‚Verband der Historikerinnen und Historiker Deutschlands‘, ‚Arbeitskreis für historische Kulturlandschaftsforschung in Mitteleuropa e.V.‘ (ARKUM)

 

CfP

Auch wenn das Interesse für umwelt- und raumgeschichtliche Themen momentan durchweg groß ist, so schwierig fällt es dennoch vielen Forschenden, die verschiedenen ineinandergreifenden Themen- und Forschungsgebiete zu überblicken und sich ganz auf die interdisziplinäre Arbeit einzulassen. Erste Angebote, etwa das interdisziplinäre digitale Kolloquium ‚ARKUM – Fachdisziplinen im Gespräch!‘ (seit WS 2023/24), aktuelle Forschungsgruppen wie das SPP 2361 (‚Auf dem Weg zur Fluvialen Anthroposphäre‘) und Tagungen wie die stadthistorische Umwelttagung ‚Der Stoffwechsel der vormodernen Stadt‘ (Münster, März 2023) oder die landesgeschichtliche Tagung ‚Umwelten verflochten‘ (Erlangen, Sept. 2024), greifen diese Problematik bereits auf und versuchen die verschiedenen Disziplinen miteinander zu vernetzen. Ziel dieser Tagung ist es nun, einerseits die begonnene interdisziplinäre Vernetzung zwischen u.a. der Geschichtswissenschaft, Archäologie, Geographie und Soziologie durch eine weitere Begegnung fortzusetzen; andererseits aus fachlicher Perspektive interdisziplinäre Konzeptionen von Regionalität und raumbezogener Materialität im Kontext älterer und neuerer Forschungsparadigmen von verschiedenen Disziplinen und Epochen aus zu diskutieren. Dabei sollen ebenso die aktuellen gesellschaftlichen Debatten zum Klimawandel integriert werden, da sie auch in den Geschichtswissenschaften zu einem vermehrten Interesse an Themen geführt haben, die Geofaktoren und deren Einfluss auf Kulturlandschaften in der Vergangenheit adressieren.

Unter den ‚Geofaktoren‘ werden hier z.B. die Bodenbeschaffenheit, das Regionalklima, Flora und Fauna bzw. die Existenz spezifischer Formationen wie Flüsse, Seen, Meere, Wälder, Gebirge, Wüste etc. sowie ihr Zusammenwirken verstanden. Gleichzeitig prägten formierende und ständig verändernde politische Entitäten auch Teile der Landschaft – einen Vorgang, den wir unter dem Begriff ‚raumpolitische Prozesse‘ näher fassen: Gemeint sind die raumbildenden politischen Gegebenheiten (Territorial- und Herrschaftsgrenzen, Bistumsgrenzen etc.) eines spezifischen Raumes und seine Vermessung und Verzeichnung durch den Menschen. Geofaktoren und raumpolitische Prozesse sind wiederum Bestandteil einer von Siedlungen geprägten ‚Kulturlandschaft‘, die ferner ökonomische und kulturelle Aspekte – vor allem auch im Sinn einer ‚Bottom up‘-Perspektive – durch die in einem Raum lebenden Menschen integriert und sich ebenfalls seit jeher auf das Siedlungswesen auswirken.

Bei der Untersuchung dieser komplexen Strukturen sind insbesondere Forschende einzelner Fachdisziplinen mit zwei Herausforderungen konfrontiert: Wie können neue Ansätze entwickelt werden, die der Verbindung von Diskursivität und Materialität in den konzeptionellen Entwicklungen nach dem spatial turn und cultural turn Rechnung tragen, und wie kann die umfangreiche landschaftsbezogene, aber z.B. auch umweltgeschichtliche Forschungstradition der vergangenen Jahrzehnte berücksichtigt und produktiv weitergeführt werden? Die Tagung setzt hier an und nimmt die historische Bedeutung von Geofaktoren für raumpolitische Prozesse und die sie steuernden Wahrnehmungsperspektiven im Lauf der Geschichte systematisch in den Blick und diskutiert sie im Kontext interdisziplinärer Forschungsansätze benachbarter Felder wie etwa der Umweltgeschichte, Archäologie oder Geographie. Denn gerade auch die Frage, wie sich einzelne Theoriekonzepte an der Schnittstelle von Geographie, Soziologie und Archäologie mit der Tiefe der Landes- und Regionalgeschichte verbinden lassen, ist nach wie vor ein großes Forschungsdesiderat.

Für die Tagung gesucht werden Forschungsprojekte, die sich mit den skizzierten Themenfeldern beschäftigen. Interessant sind solche Projekte, die einerseits Mikroperspektiven verfolgen und sowohl Stadt-Umland-Beziehungen als auch dünn besiedelte, periphere Räume in den Blick nehmen. Spannend sind andererseits auch solche Ansätze, die auf einer Mesoebene Regionen untersuchen, die durch bestimmte zusammenhängende landschaftsbezogene Phänomene gekennzeichnet sind, dabei jedoch durch den Menschen gesetzte politisch-administrative Grenzziehungen überschreiten. Die Beiträge können unterschiedliche Epochenzugriffe von der Antike bis zur Zeitgeschichte aufweisen und bewusst interdisziplinär angelegt sein. Mögliche Fragestellungen zu den einzelnen Themenfeldern sind:

 

1. Der Zusammenhang von Kulturlandschaften und Geofaktoren

a. Welche Rolle spielen Geofaktoren in der Siedlungsgeschichte?

b. Welche Geofaktoren spielen neben dem Wasser im Kontext von Siedlungsentwicklungen eine Rolle?

c. Inwieweit spielen Geofaktoren aus zeitgenössischer Sicht eine Rolle?

d. Welche Rolle spielt das sich im Verlauf der Zeit wandelnde technische Wissen für die Veränderung von Wahrnehmungen von Kulturlandschaften?

 

2. Nutzung und Ressourcen

a. Welche Folgen hatte die Sicherung und Nutzbarmachung von Ressourcen für Kulturlandschaften (speziell für das Siedlungswesen)?

b. Wie wirkte sich der Abbau von natürlichen Ressourcen, etwa Wald, Stein, Sand, Metall, Erze usw. auf die Kulturlandschaften aus?

c. Inwiefern beeinflussen Geofaktoren einen besonderen Umgang oder bestimmte Nutzungspraktiken in bestimmten Regionen?

 

3. Theoriebildung

a. Welche Rolle spielen interdisziplinäre Ansätze der Historischen Kulturlandschaftsforschung etwa in der gegenwärtigen Landes- und Regionalgeschichte?

b. Wie lassen sich theoretische Ansätze aus der Historischen Kulturlandschaftsforschung und z.B. der Umweltgeschichte für landes- und regionalgeschichtliche Forschungspraktiken umsetzen und welche konkreten Quellenzugriffe sind dadurch erforderlich?

c. Welche Herausforderungen bringt die Berücksichtigung landschaftsbezogener Aspekte in der landes- und regionalgeschichtlichen Forschungspraxis mit sich, insbesondere auch im Hinblick auf interdisziplinäre Kooperationen?

d. Welche Quellen und Befunde lassen sich integrieren?

e. Welche Rolle spielen verschiedene Raumtheorien bei der Integration verschiedener Geofaktoren?

f. Welche Rolle spielen verschiedene Geofaktoren im Kontext epochenübergreifender Untersuchungen?

Die Tagung findet vom 02. bis zum 04. April 2025 in Kiel statt. Am Nachmittag des 3. April ist eine Exkursion in das Kieler Umland geplant. Willkommen sind Vorträge im Umfang von 25 Minuten, die im Kontext der Geschichtswissenschaften, der (Historischen) Geographie, der Archäologie, der Soziologie und anderer historisch-raumbezogener Disziplinen arbeiten. Tagungssprachen sind Deutsch und Englisch. Die Organisatorinnen bemühen sich derzeit um eine Gegenfinanzierung der Reise- und Übernachtungskosten. Rückfragen oder Bewerbungen in Form eines Exposés (max. 3.000 Zeichen inkl. Leerzeichen) mit anschließender Kurzbiographie bitte bis zum 20.02.2024 an Dr. Lina Schröder (lina.schroeder@plus.ac.at).